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Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

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im Fischbein-Rocke.
leichtin. Acrostichon. Potz tausend! das ist
schön! Jch dachte, dieß Geheimniß wäre gantz ver-
lohren. (Er sieht, daß die Jungfer und die Magd lachen.)
Jch glaube gar, ihr lacht! Jhr wisst viel, wie ihr den
Wehrt solcher Verse schätzen sollt. (Er liest die Verse:)
Liebste Seele, schönster EngeL,
VnVergleichlich holder MVnd.

Oh! Muhme! das verdient einen Reverentz;
mache sie doch dem Auctor einen.

(Jungfer Luischen
macht einen Reverentz.)
(Er liest:)

Liebste Seele, schönster EngeL,
VnVergleichlich holder MVnd.

Nun ich wette, daß ihr die Schönheit dieses
Gedichts nicht einseht. Jn zweyen Versen so viel
zu sagen!

Jungfer Luischen.
Ja! freylich! in zweyen Zeilen!
Cathrine.
O! Mademoiselle! Sie muß noch einen Reve-
rentz machen. (Jungfer Luischen macht einen Reverentz.)
Frau Glaubeleichtin.
Nur nicht gar zu lustig!
Herr Scheinfromm.
Es ist die Jugend.
Herr von Muckersdorff.
Lesen sie nur weiter, Herr Obrister. Das beste
kömmt zuletzt.

Herr
K 2
im Fiſchbein-Rocke.
leichtin. Acroſtichon. Potz tauſend! das iſt
ſchoͤn! Jch dachte, dieß Geheimniß waͤre gantz ver-
lohren. (Er ſieht, daß die Jungfer und die Magd lachen.)
Jch glaube gar, ihr lacht! Jhr wiſſt viel, wie ihr den
Wehrt ſolcher Verſe ſchaͤtzen ſollt. (Er lieſt die Verſe:)
Liebſte Seele, ſchoͤnſter EngeL,
VnVergleichlich holder MVnd.

Oh! Muhme! das verdient einen Reverentz;
mache ſie doch dem Auctor einen.

(Jungfer Luischen
macht einen Reverentz.)
(Er lieſt:)

Liebſte Seele, ſchoͤnſter EngeL,
VnVergleichlich holder MVnd.

Nun ich wette, daß ihr die Schoͤnheit dieſes
Gedichts nicht einſeht. Jn zweyen Verſen ſo viel
zu ſagen!

Jungfer Luischen.
Ja! freylich! in zweyen Zeilen!
Cathrine.
O! Mademoiſelle! Sie muß noch einen Reve-
rentz machen. (Jungfer Luischen macht einen Reverentz.)
Frau Glaubeleichtin.
Nur nicht gar zu luſtig!
Herr Scheinfromm.
Es iſt die Jugend.
Herr von Muckersdorff.
Leſen ſie nur weiter, Herr Obriſter. Das beſte
koͤmmt zuletzt.

Herr
K 2
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[147/0167] im Fiſchbein-Rocke. leichtin. Acroſtichon. Potz tauſend! das iſt ſchoͤn! Jch dachte, dieß Geheimniß waͤre gantz ver- lohren. (Er ſieht, daß die Jungfer und die Magd lachen.) Jch glaube gar, ihr lacht! Jhr wiſſt viel, wie ihr den Wehrt ſolcher Verſe ſchaͤtzen ſollt. (Er lieſt die Verſe:) Liebſte Seele, ſchoͤnſter EngeL, VnVergleichlich holder MVnd. Oh! Muhme! das verdient einen Reverentz; mache ſie doch dem Auctor einen. (Jungfer Luischen macht einen Reverentz.) (Er lieſt:) Liebſte Seele, ſchoͤnſter EngeL, VnVergleichlich holder MVnd. Nun ich wette, daß ihr die Schoͤnheit dieſes Gedichts nicht einſeht. Jn zweyen Verſen ſo viel zu ſagen! Jungfer Luischen. Ja! freylich! in zweyen Zeilen! Cathrine. O! Mademoiſelle! Sie muß noch einen Reve- rentz machen. (Jungfer Luischen macht einen Reverentz.) Frau Glaubeleichtin. Nur nicht gar zu luſtig! Herr Scheinfromm. Es iſt die Jugend. Herr von Muckersdorff. Leſen ſie nur weiter, Herr Obriſter. Das beſte koͤmmt zuletzt. Herr K 2

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Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/167>, abgerufen am 02.05.2024.