Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.Die Pietisterey Siebender Auftritt. Fr. Glaubeleichtin, Jungfer Luischen, Hr. Wackermann, Hr. Scheinfromm, Hr. von Muckersdorff, Cathrine und der Advocat. Frau Glaubeleichtin. Du siehst ja recht munter aus, meine Tochter. Das ist mir von Hertzen lieb. Jungfer Luischen. Die Freude, so meine liebe Mama mir ansiehet, ist gar zu billig, als daß ich sie verbergen könnte. Frau Glaubeleichtin. Du warst aber vorhin so betrübt? Jungfer Luischen. Es ist wahr. Jch sahe mein künftiges Glück noch nicht so deutlich ein, als jetzo. Frau Glaubeleichtin. Glaube nur, meine Tochter, daß dich diese Hey- rath glücklich machen wird. Herr von Muckersdorff. Da Mademoiselle! sehen sie, das ist ein Ge- dichte, so ich auf unsere Hochzeit gemacht habe. Herr Wackermann. Ah, ha! Jch wills lesen. Lassen sie doch sehen, Herr Bräutigam! Jch bin recht neugierig auf ihre Poesie. (Er liest:) An Jungfer Luise Glaube- leich-
Die Pietiſterey Siebender Auftritt. Fr. Glaubeleichtin, Jungfer Luischen, Hr. Wackermann, Hr. Scheinfromm, Hr. von Muckersdorff, Cathrine und der Advocat. Frau Glaubeleichtin. Du ſiehſt ja recht munter aus, meine Tochter. Das iſt mir von Hertzen lieb. Jungfer Luischen. Die Freude, ſo meine liebe Mama mir anſiehet, iſt gar zu billig, als daß ich ſie verbergen koͤnnte. Frau Glaubeleichtin. Du warſt aber vorhin ſo betruͤbt? Jungfer Luischen. Es iſt wahr. Jch ſahe mein kuͤnftiges Gluͤck noch nicht ſo deutlich ein, als jetzo. Frau Glaubeleichtin. Glaube nur, meine Tochter, daß dich dieſe Hey- rath gluͤcklich machen wird. Herr von Muckersdorff. Da Mademoiſelle! ſehen ſie, das iſt ein Ge- dichte, ſo ich auf unſere Hochzeit gemacht habe. Herr Wackermann. Ah, ha! Jch wills leſen. Laſſen ſie doch ſehen, Herr Braͤutigam! Jch bin recht neugierig auf ihre Poeſie. (Er lieſt:) An Jungfer Luiſe Glaube- leich-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0166" n="146"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Pietiſterey</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">S</hi>iebender <hi rendition="#in">A</hi>uftritt.<lb/> Fr. Glaubeleichtin, Jungfer Luischen,<lb/> Hr. Wackermann, Hr. Scheinfromm,<lb/> Hr. von Muckersdorff, Cathrine<lb/> und der Advocat.</hi> </head><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Du ſiehſt ja recht munter aus, meine Tochter.<lb/> Das iſt mir von Hertzen lieb.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUI"> <speaker> <hi rendition="#b">Jungfer Luischen.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Freude, ſo meine liebe Mama mir anſiehet,<lb/> iſt gar zu billig, als daß ich ſie verbergen koͤnnte.</p> </sp><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Du warſt aber vorhin ſo betruͤbt?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUI"> <speaker> <hi rendition="#b">Jungfer Luischen.</hi> </speaker><lb/> <p>Es iſt wahr. Jch ſahe mein kuͤnftiges Gluͤck<lb/> noch nicht ſo deutlich ein, als jetzo.</p> </sp><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Glaube nur, meine Tochter, daß dich dieſe Hey-<lb/> rath gluͤcklich machen wird.</p> </sp><lb/> <sp who="#MUCK"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr von Muckersdorff.</hi> </speaker><lb/> <p>Da Mademoiſelle! ſehen ſie, das iſt ein Ge-<lb/> dichte, ſo ich auf unſere Hochzeit gemacht habe.</p> </sp><lb/> <sp who="#WACK"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr Wackermann.</hi> </speaker><lb/> <p>Ah, ha! Jch wills leſen. Laſſen ſie doch ſehen,<lb/> Herr Braͤutigam! Jch bin recht neugierig auf ihre<lb/> Poeſie. <stage>(Er lieſt:)</stage> <hi rendition="#b">An Jungfer Luiſe Glaube-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#b">leich-</hi></fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0166]
Die Pietiſterey
Siebender Auftritt.
Fr. Glaubeleichtin, Jungfer Luischen,
Hr. Wackermann, Hr. Scheinfromm,
Hr. von Muckersdorff, Cathrine
und der Advocat.
Frau Glaubeleichtin.
Du ſiehſt ja recht munter aus, meine Tochter.
Das iſt mir von Hertzen lieb.
Jungfer Luischen.
Die Freude, ſo meine liebe Mama mir anſiehet,
iſt gar zu billig, als daß ich ſie verbergen koͤnnte.
Frau Glaubeleichtin.
Du warſt aber vorhin ſo betruͤbt?
Jungfer Luischen.
Es iſt wahr. Jch ſahe mein kuͤnftiges Gluͤck
noch nicht ſo deutlich ein, als jetzo.
Frau Glaubeleichtin.
Glaube nur, meine Tochter, daß dich dieſe Hey-
rath gluͤcklich machen wird.
Herr von Muckersdorff.
Da Mademoiſelle! ſehen ſie, das iſt ein Ge-
dichte, ſo ich auf unſere Hochzeit gemacht habe.
Herr Wackermann.
Ah, ha! Jch wills leſen. Laſſen ſie doch ſehen,
Herr Braͤutigam! Jch bin recht neugierig auf ihre
Poeſie. (Er lieſt:) An Jungfer Luiſe Glaube-
leich-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/166 |
Zitationshilfe: | Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/166>, abgerufen am 16.02.2025. |