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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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oder Satans Reich gewesen sey, in das er ihn locken wollen.

Mit angestrengter Kraft floh Kuno von der unheimlichen Stelle, ging raschen Schrittes vorwärts, aber ob er wirklich nach seiner Heimath hin ging, das wußte er nicht. Hunger und Ermattung warfen ihn endlich nieder. Er glaubte, sein Ende nahe sich, aber ein wohlthätiger Schlummer war es, der ihn überfiel. Kaum hatten sich seine Augen geschlossen, da sah er im Traume seine Ehefrau, wie sie so eben mit einem andern Ritter zum Traualtare ging. Am ganzen Körper zitternd, erwachte er plötzlich, tröstete sich zwar, daß es ein Traum sey; als er aber nachdachte und zählte, da fand er, daß das siebente Jahr sich jetzt gerade ende. Schnell raffte er sich auf, lief fort, stand still, rang weinend die Hände, blickte mit Verzweiflung auf den ungeheuren Weg, der ihn noch von seiner Heimath trennte, und - - schau!

oder Satans Reich gewesen sey, in das er ihn locken wollen.

Mit angestrengter Kraft floh Kuno von der unheimlichen Stelle, ging raschen Schrittes vorwärts, aber ob er wirklich nach seiner Heimath hin ging, das wußte er nicht. Hunger und Ermattung warfen ihn endlich nieder. Er glaubte, sein Ende nahe sich, aber ein wohlthätiger Schlummer war es, der ihn überfiel. Kaum hatten sich seine Augen geschlossen, da sah er im Traume seine Ehefrau, wie sie so eben mit einem andern Ritter zum Traualtare ging. Am ganzen Körper zitternd, erwachte er plötzlich, tröstete sich zwar, daß es ein Traum sey; als er aber nachdachte und zählte, da fand er, daß das siebente Jahr sich jetzt gerade ende. Schnell raffte er sich auf, lief fort, stand still, rang weinend die Hände, blickte mit Verzweiflung auf den ungeheuren Weg, der ihn noch von seiner Heimath trennte, und – – schau!

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[347/0386] oder Satans Reich gewesen sey, in das er ihn locken wollen. Mit angestrengter Kraft floh Kuno von der unheimlichen Stelle, ging raschen Schrittes vorwärts, aber ob er wirklich nach seiner Heimath hin ging, das wußte er nicht. Hunger und Ermattung warfen ihn endlich nieder. Er glaubte, sein Ende nahe sich, aber ein wohlthätiger Schlummer war es, der ihn überfiel. Kaum hatten sich seine Augen geschlossen, da sah er im Traume seine Ehefrau, wie sie so eben mit einem andern Ritter zum Traualtare ging. Am ganzen Körper zitternd, erwachte er plötzlich, tröstete sich zwar, daß es ein Traum sey; als er aber nachdachte und zählte, da fand er, daß das siebente Jahr sich jetzt gerade ende. Schnell raffte er sich auf, lief fort, stand still, rang weinend die Hände, blickte mit Verzweiflung auf den ungeheuren Weg, der ihn noch von seiner Heimath trennte, und – – schau!

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/386>, abgerufen am 05.12.2024.