Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

er am frühen Morgen kaum seinen Weg fortzusetzen begonnen, als er auf einer freien Stelle drei Menschen in der Kleidung seines Landes vor sich sah. Er erreichte sie bald, und fand zu seinem größten Erstaunen und Freude in ihnen seine drei Knappen wieder. Wie umarmte er sie brüderlich und herzinnig, wie wohl ward ihm, seine alten treuen Diener nun wieder bei sich zu haben, und mit ihnen den weiten Gang zur Heimath vollbringen zu können. Gestärkt fühlte er sich an Kraft, und zum ersten Male wieder heitern Sinnes zog er mit ihnen vorwärts. Aber sie zogen viele Tage und viele Nächte und immer im Walde umher. Da war nirgends ein Pfad, nirgends eine Hütte, nirgends Lebensmittel, und nur mit Kräutern und Wurzeln konnten sie sich erhalten. Mit einem Male standen sie vor einer hohen, hohen Mauer, die war links und rechts von unabsehbarer Länge, und hatte nirgends, so ämsig

er am frühen Morgen kaum seinen Weg fortzusetzen begonnen, als er auf einer freien Stelle drei Menschen in der Kleidung seines Landes vor sich sah. Er erreichte sie bald, und fand zu seinem größten Erstaunen und Freude in ihnen seine drei Knappen wieder. Wie umarmte er sie brüderlich und herzinnig, wie wohl ward ihm, seine alten treuen Diener nun wieder bei sich zu haben, und mit ihnen den weiten Gang zur Heimath vollbringen zu können. Gestärkt fühlte er sich an Kraft, und zum ersten Male wieder heitern Sinnes zog er mit ihnen vorwärts. Aber sie zogen viele Tage und viele Nächte und immer im Walde umher. Da war nirgends ein Pfad, nirgends eine Hütte, nirgends Lebensmittel, und nur mit Kräutern und Wurzeln konnten sie sich erhalten. Mit einem Male standen sie vor einer hohen, hohen Mauer, die war links und rechts von unabsehbarer Länge, und hatte nirgends, so ämsig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0383" n="344"/>
er am frühen Morgen kaum seinen Weg fortzusetzen begonnen, als er auf einer freien Stelle drei Menschen in der Kleidung seines Landes vor sich sah. Er erreichte sie bald, und fand zu seinem größten Erstaunen und Freude in ihnen seine drei Knappen wieder. Wie umarmte er sie brüderlich und herzinnig, wie wohl ward ihm, seine alten treuen Diener nun wieder bei sich zu haben, und mit ihnen den weiten Gang zur Heimath vollbringen zu können. Gestärkt fühlte er sich an Kraft, und zum ersten Male wieder heitern Sinnes zog er mit ihnen vorwärts. Aber sie zogen viele Tage und viele Nächte und immer im Walde umher. Da war nirgends ein Pfad, nirgends eine Hütte, nirgends Lebensmittel, und nur mit Kräutern und Wurzeln konnten sie sich erhalten. Mit einem Male standen sie vor einer hohen, hohen Mauer, die war links und rechts von unabsehbarer Länge, und hatte nirgends, so ämsig
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0383] er am frühen Morgen kaum seinen Weg fortzusetzen begonnen, als er auf einer freien Stelle drei Menschen in der Kleidung seines Landes vor sich sah. Er erreichte sie bald, und fand zu seinem größten Erstaunen und Freude in ihnen seine drei Knappen wieder. Wie umarmte er sie brüderlich und herzinnig, wie wohl ward ihm, seine alten treuen Diener nun wieder bei sich zu haben, und mit ihnen den weiten Gang zur Heimath vollbringen zu können. Gestärkt fühlte er sich an Kraft, und zum ersten Male wieder heitern Sinnes zog er mit ihnen vorwärts. Aber sie zogen viele Tage und viele Nächte und immer im Walde umher. Da war nirgends ein Pfad, nirgends eine Hütte, nirgends Lebensmittel, und nur mit Kräutern und Wurzeln konnten sie sich erhalten. Mit einem Male standen sie vor einer hohen, hohen Mauer, die war links und rechts von unabsehbarer Länge, und hatte nirgends, so ämsig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/383
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/383>, abgerufen am 05.12.2024.