Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

ergeben wollte, immer Trost zu. Das dauerte bis zum Maientag. Da sah die Tochter ganz früh und mit Tages Anbruch das feindliche Heer mit grünen Bäumen herangezogen kommen, daß es von weitem aussah, als bewege sich ein ganzer Wald fort. Da wurde ihr bange; denn sie wußte, daß nun alles verloren sey. Sie sprach daher zu ihrem Vater die Worte:

Vater, gebt Euch gefangen,
Der grüne Wald kommt gegangen.

Der König, der ihrer Klugheit mehr als seiner eigenen zutraute, schickte die Prinzessin in das feindliche Lager, und diese brachte es auch dahin, daß ihr der König Grünewald für ihre Person freien Abzug zugestand, und obendrein noch erlaubte, so viel mitzunehmen, als ein Esel tragen könne.

Und was packte die gute Tochter auf den Esel? - Den Vater selbst nebst ihren sonstigen Kostbarkeiten, und so zog sie ungehindert

ergeben wollte, immer Trost zu. Das dauerte bis zum Maientag. Da sah die Tochter ganz früh und mit Tages Anbruch das feindliche Heer mit grünen Bäumen herangezogen kommen, daß es von weitem aussah, als bewege sich ein ganzer Wald fort. Da wurde ihr bange; denn sie wußte, daß nun alles verloren sey. Sie sprach daher zu ihrem Vater die Worte:

Vater, gebt Euch gefangen,
Der grüne Wald kommt gegangen.

Der König, der ihrer Klugheit mehr als seiner eigenen zutraute, schickte die Prinzessin in das feindliche Lager, und diese brachte es auch dahin, daß ihr der König Grünewald für ihre Person freien Abzug zugestand, und obendrein noch erlaubte, so viel mitzunehmen, als ein Esel tragen könne.

Und was packte die gute Tochter auf den Esel? – Den Vater selbst nebst ihren sonstigen Kostbarkeiten, und so zog sie ungehindert

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0336" n="297"/>
ergeben wollte, immer Trost zu. Das dauerte bis zum Maientag. Da sah die Tochter ganz früh und mit Tages Anbruch das feindliche Heer mit grünen Bäumen herangezogen kommen, daß es von weitem aussah, als bewege sich ein ganzer Wald fort. Da wurde ihr bange; denn sie wußte, daß nun alles verloren sey. Sie sprach daher zu ihrem Vater die Worte:</p>
        <lg type="poem">
          <l>Vater, gebt Euch gefangen,</l><lb/>
          <l>Der <hi rendition="#g">grüne</hi> Wald kommt gegangen.</l><lb/>
        </lg>
        <p>Der König, der ihrer Klugheit mehr als seiner eigenen zutraute, schickte die Prinzessin in das feindliche Lager, und diese brachte es auch dahin, daß ihr der König Grünewald für ihre Person freien Abzug zugestand, und obendrein noch erlaubte, so viel mitzunehmen, als ein Esel tragen könne.</p>
        <p>Und was packte die gute Tochter auf den Esel? &#x2013; Den Vater selbst nebst ihren sonstigen Kostbarkeiten, und so zog sie ungehindert
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0336] ergeben wollte, immer Trost zu. Das dauerte bis zum Maientag. Da sah die Tochter ganz früh und mit Tages Anbruch das feindliche Heer mit grünen Bäumen herangezogen kommen, daß es von weitem aussah, als bewege sich ein ganzer Wald fort. Da wurde ihr bange; denn sie wußte, daß nun alles verloren sey. Sie sprach daher zu ihrem Vater die Worte: Vater, gebt Euch gefangen, Der grüne Wald kommt gegangen. Der König, der ihrer Klugheit mehr als seiner eigenen zutraute, schickte die Prinzessin in das feindliche Lager, und diese brachte es auch dahin, daß ihr der König Grünewald für ihre Person freien Abzug zugestand, und obendrein noch erlaubte, so viel mitzunehmen, als ein Esel tragen könne. Und was packte die gute Tochter auf den Esel? – Den Vater selbst nebst ihren sonstigen Kostbarkeiten, und so zog sie ungehindert

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/336
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/336>, abgerufen am 22.11.2024.