"Ach! Gabriel, du bist's!" schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen.
Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf's umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel:
"Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?"
Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer
„Ach! Gabriel, du bist’s!“ schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen.
Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf’s umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel:
„Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?“
Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer
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„Ach! Gabriel, du bist’s!“ schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen.
Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf’s umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel:
„Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?“
Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer
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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/191>, abgerufen am 16.02.2025.
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