Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Hostie, die er in Verwahrung hatte, auszuliefern, der es auch, freilich nicht gern, that. Das Wunderblut wurde nun in einer feierlichen Procession, bei brennenden Kerzen, die kein Wind verlöschen konnte, wieder an seinen Ort gebracht.

Der Bischof wollte nun hier ein Nonnenkloster stiften. Er suchte dazu die Einwilligung des Markgrafen Otto des Langen von Brandenburg zu erhalten; allein diesem riethen seine Hofleute, lieber ein Jagdschloß dahin zu bauen, und das sollte auch geschehen. Doch ein neues Wunder vereitelte diesen Plan.

Otto reiste nämlich an den Ort, wo das Jagdschloß hinkommen sollte. Als er nun unterwegs im Dorfe Mankauß sich zum Essen niedergesetzt hatte, siehe, da verwandelten sich die aufgetragenen Speisen zu zweien Malen in eine blutrothe Farbe. Da gab er sogleich den Plan zu dem Jagdschlosse auf, und

Hostie, die er in Verwahrung hatte, auszuliefern, der es auch, freilich nicht gern, that. Das Wunderblut wurde nun in einer feierlichen Procession, bei brennenden Kerzen, die kein Wind verlöschen konnte, wieder an seinen Ort gebracht.

Der Bischof wollte nun hier ein Nonnenkloster stiften. Er suchte dazu die Einwilligung des Markgrafen Otto des Langen von Brandenburg zu erhalten; allein diesem riethen seine Hofleute, lieber ein Jagdschloß dahin zu bauen, und das sollte auch geschehen. Doch ein neues Wunder vereitelte diesen Plan.

Otto reiste nämlich an den Ort, wo das Jagdschloß hinkommen sollte. Als er nun unterwegs im Dorfe Mankauß sich zum Essen niedergesetzt hatte, siehe, da verwandelten sich die aufgetragenen Speisen zu zweien Malen in eine blutrothe Farbe. Da gab er sogleich den Plan zu dem Jagdschlosse auf, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0171" n="132"/>
Hostie, die er in Verwahrung hatte, auszuliefern, der es auch, freilich nicht gern, that. Das Wunderblut wurde nun in einer feierlichen Procession, bei brennenden Kerzen, die kein Wind verlöschen konnte, wieder an seinen Ort gebracht.</p>
        <p>Der Bischof wollte nun hier ein Nonnenkloster stiften. Er suchte dazu die Einwilligung des Markgrafen Otto des Langen von Brandenburg zu erhalten; allein diesem riethen seine Hofleute, lieber ein Jagdschloß dahin zu bauen, und das sollte auch geschehen. Doch ein neues Wunder vereitelte diesen Plan.</p>
        <p>Otto reiste nämlich an den Ort, wo das Jagdschloß hinkommen sollte. Als er nun unterwegs im Dorfe Mankauß sich zum Essen niedergesetzt hatte, siehe, da verwandelten sich die aufgetragenen Speisen zu zweien Malen in eine blutrothe Farbe. Da gab er sogleich den Plan zu dem Jagdschlosse auf, und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0171] Hostie, die er in Verwahrung hatte, auszuliefern, der es auch, freilich nicht gern, that. Das Wunderblut wurde nun in einer feierlichen Procession, bei brennenden Kerzen, die kein Wind verlöschen konnte, wieder an seinen Ort gebracht. Der Bischof wollte nun hier ein Nonnenkloster stiften. Er suchte dazu die Einwilligung des Markgrafen Otto des Langen von Brandenburg zu erhalten; allein diesem riethen seine Hofleute, lieber ein Jagdschloß dahin zu bauen, und das sollte auch geschehen. Doch ein neues Wunder vereitelte diesen Plan. Otto reiste nämlich an den Ort, wo das Jagdschloß hinkommen sollte. Als er nun unterwegs im Dorfe Mankauß sich zum Essen niedergesetzt hatte, siehe, da verwandelten sich die aufgetragenen Speisen zu zweien Malen in eine blutrothe Farbe. Da gab er sogleich den Plan zu dem Jagdschlosse auf, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/171
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/171>, abgerufen am 22.11.2024.