Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

vor sich rauschen hörte. Er rang die Hände, jammerte, rief den Namen seiner Geliebten, daß es weit und breit wiederhallte, und sprach:

"Nur noch ein Mal kehre zurück in meine Arme!"

Da vernahm er eine Stimme aus der Tiefe des See's, die sprach:

"Morgen um die eilfte Stunde der Nacht kehre wieder zu dieser Stätte. Auf der Oberfläche des Wassers gewahrst du dann einen Faden von blutrother Seide. Nimm ihn auf und zieh' ihn empor."

Die Stimme verhallte. Traurig schlich der Ritter nach Hause, unwissend, was sein Schicksal seyn werde. Aber zur bestimmten Stunde kam er wieder, und that, wie die Stimme ihm geheißen.

Zitternd ergriff er den blutrothen Faden, zog ihn auf, und - da stand die Geliebte vor ihm.

vor sich rauschen hörte. Er rang die Hände, jammerte, rief den Namen seiner Geliebten, daß es weit und breit wiederhallte, und sprach:

„Nur noch ein Mal kehre zurück in meine Arme!“

Da vernahm er eine Stimme aus der Tiefe des See’s, die sprach:

„Morgen um die eilfte Stunde der Nacht kehre wieder zu dieser Stätte. Auf der Oberfläche des Wassers gewahrst du dann einen Faden von blutrother Seide. Nimm ihn auf und zieh’ ihn empor.“

Die Stimme verhallte. Traurig schlich der Ritter nach Hause, unwissend, was sein Schicksal seyn werde. Aber zur bestimmten Stunde kam er wieder, und that, wie die Stimme ihm geheißen.

Zitternd ergriff er den blutrothen Faden, zog ihn auf, und – da stand die Geliebte vor ihm.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0164" n="125"/>
vor sich rauschen hörte. Er rang die Hände, jammerte, rief den Namen seiner Geliebten, daß es weit und breit wiederhallte, und sprach:</p>
        <p>&#x201E;Nur noch ein Mal kehre zurück in meine Arme!&#x201C;</p>
        <p>Da vernahm er eine Stimme aus der Tiefe des See&#x2019;s, die sprach:</p>
        <p>&#x201E;Morgen um die eilfte Stunde der Nacht kehre wieder zu dieser Stätte. Auf der Oberfläche des Wassers gewahrst du dann einen Faden von blutrother Seide. Nimm ihn auf und zieh&#x2019; ihn empor.&#x201C;</p>
        <p>Die Stimme verhallte. Traurig schlich der Ritter nach Hause, unwissend, was sein Schicksal seyn werde. Aber zur bestimmten Stunde kam er wieder, und that, wie die Stimme ihm geheißen.</p>
        <p>Zitternd ergriff er den blutrothen Faden, zog ihn auf, und &#x2013; da stand die Geliebte vor ihm.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0164] vor sich rauschen hörte. Er rang die Hände, jammerte, rief den Namen seiner Geliebten, daß es weit und breit wiederhallte, und sprach: „Nur noch ein Mal kehre zurück in meine Arme!“ Da vernahm er eine Stimme aus der Tiefe des See’s, die sprach: „Morgen um die eilfte Stunde der Nacht kehre wieder zu dieser Stätte. Auf der Oberfläche des Wassers gewahrst du dann einen Faden von blutrother Seide. Nimm ihn auf und zieh’ ihn empor.“ Die Stimme verhallte. Traurig schlich der Ritter nach Hause, unwissend, was sein Schicksal seyn werde. Aber zur bestimmten Stunde kam er wieder, und that, wie die Stimme ihm geheißen. Zitternd ergriff er den blutrothen Faden, zog ihn auf, und – da stand die Geliebte vor ihm.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/164
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/164>, abgerufen am 29.03.2024.