Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Da erschien ihm eines Nachts ein Engel im Traum, der sprach:

"Geh' hin und suche in der tiefsten Tiefe des Waldes den Baum auf, in dessen Zweigen silberne Eier ruhen. Du wirst ihn erkennen an seiner Größe; denn kein Baum im ganzen Walde kann sich ihm vergleichen."

Daniel erwachte, fühlte sich gestärkt, und als der Morgen kaum graute, eilte er in den Wald, den Baum zu suchen. Tief drang er ein in das verworrenste Dickicht, wo vielleicht noch kein menschlicher Fuß gewesen war, und fand endlich den hohen gewaltigen Baum. Aber keine silbernen Eier konnte er erspähen, so sehr er sich auch mühte, Zweig für Zweig mit den Augen zu durchsuchen.

Traurig und ganz niedergeschlagen, den schönen Traum unerfüllt zu sehen, wollte er schon wieder heimkehren, als mit einem Male der Engel ihm zur Seite stand, und sprach:

Da erschien ihm eines Nachts ein Engel im Traum, der sprach:

„Geh’ hin und suche in der tiefsten Tiefe des Waldes den Baum auf, in dessen Zweigen silberne Eier ruhen. Du wirst ihn erkennen an seiner Größe; denn kein Baum im ganzen Walde kann sich ihm vergleichen.“

Daniel erwachte, fühlte sich gestärkt, und als der Morgen kaum graute, eilte er in den Wald, den Baum zu suchen. Tief drang er ein in das verworrenste Dickicht, wo vielleicht noch kein menschlicher Fuß gewesen war, und fand endlich den hohen gewaltigen Baum. Aber keine silbernen Eier konnte er erspähen, so sehr er sich auch mühte, Zweig für Zweig mit den Augen zu durchsuchen.

Traurig und ganz niedergeschlagen, den schönen Traum unerfüllt zu sehen, wollte er schon wieder heimkehren, als mit einem Male der Engel ihm zur Seite stand, und sprach:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0125" n="86"/>
        <p>Da erschien ihm eines Nachts ein Engel im Traum, der sprach:</p>
        <p>&#x201E;Geh&#x2019; hin und suche in der tiefsten Tiefe des Waldes den Baum auf, in dessen Zweigen silberne Eier ruhen. Du wirst ihn erkennen an seiner Größe; denn kein Baum im ganzen Walde kann sich ihm vergleichen.&#x201C;</p>
        <p>Daniel erwachte, fühlte sich gestärkt, und als der Morgen kaum graute, eilte er in den Wald, den Baum zu suchen. Tief drang er ein in das verworrenste Dickicht, wo vielleicht noch kein menschlicher Fuß gewesen war, und fand endlich den hohen gewaltigen Baum. Aber keine silbernen Eier konnte er erspähen, so sehr er sich auch mühte, Zweig für Zweig mit den Augen zu durchsuchen.</p>
        <p>Traurig und ganz niedergeschlagen, den schönen Traum unerfüllt zu sehen, wollte er schon wieder heimkehren, als mit einem Male der Engel ihm zur Seite stand, und sprach:</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0125] Da erschien ihm eines Nachts ein Engel im Traum, der sprach: „Geh’ hin und suche in der tiefsten Tiefe des Waldes den Baum auf, in dessen Zweigen silberne Eier ruhen. Du wirst ihn erkennen an seiner Größe; denn kein Baum im ganzen Walde kann sich ihm vergleichen.“ Daniel erwachte, fühlte sich gestärkt, und als der Morgen kaum graute, eilte er in den Wald, den Baum zu suchen. Tief drang er ein in das verworrenste Dickicht, wo vielleicht noch kein menschlicher Fuß gewesen war, und fand endlich den hohen gewaltigen Baum. Aber keine silbernen Eier konnte er erspähen, so sehr er sich auch mühte, Zweig für Zweig mit den Augen zu durchsuchen. Traurig und ganz niedergeschlagen, den schönen Traum unerfüllt zu sehen, wollte er schon wieder heimkehren, als mit einem Male der Engel ihm zur Seite stand, und sprach:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/125
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/125>, abgerufen am 08.05.2024.