Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.welche die Kinder zum Thore hinausgeführt wurden, heißt noch jetzt die Bungelose Gasse. Es wurde nämlich von dem Magistrat verordnet, daß bei Gelegenheiten, wo Musik und Spielwerk auf den Straßen erschalle, zum ewigen Andenken in dieser Straße nie eine Trommel (Bunge) gerührt werden solle. Diese Erzählung hat allerdings ihren historischen Grund, ist aber durch eine falsche Deutung verstellt worden. Die wahre Geschichte ist diese. Der Abt zu Fulda verkaufte im Jahre 1252 die Stadt Hameln und die Vogtey darüber an den 32sten Bischof zu Minden, Wedekind oder Widekind. Hiermit war der Graf von Everstein nicht zufrieden; als welcher bisher die Schutzgerechtigkeit oder Vogtey über die Stadt und das Stift Hameln, als ein Lehn von Fulda, besessen hatte. Er reizte daher die Bürgerschaft, welche die Kinder zum Thore hinausgeführt wurden, heißt noch jetzt die Bungelose Gasse. Es wurde nämlich von dem Magistrat verordnet, daß bei Gelegenheiten, wo Musik und Spielwerk auf den Straßen erschalle, zum ewigen Andenken in dieser Straße nie eine Trommel (Bunge) gerührt werden solle. Diese Erzählung hat allerdings ihren historischen Grund, ist aber durch eine falsche Deutung verstellt worden. Die wahre Geschichte ist diese. Der Abt zu Fulda verkaufte im Jahre 1252 die Stadt Hameln und die Vogtey darüber an den 32sten Bischof zu Minden, Wedekind oder Widekind. Hiermit war der Graf von Everstein nicht zufrieden; als welcher bisher die Schutzgerechtigkeit oder Vogtey über die Stadt und das Stift Hameln, als ein Lehn von Fulda, besessen hatte. Er reizte daher die Bürgerschaft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="62"/> welche die Kinder zum Thore hinausgeführt wurden, heißt noch jetzt die Bungelose Gasse. Es wurde nämlich von dem Magistrat verordnet, daß bei Gelegenheiten, wo Musik und Spielwerk auf den Straßen erschalle, zum ewigen Andenken in dieser Straße nie eine Trommel (Bunge) gerührt werden solle.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Diese Erzählung hat allerdings ihren historischen Grund, ist aber durch eine falsche Deutung verstellt worden. Die wahre Geschichte ist diese. Der Abt zu Fulda verkaufte im Jahre 1252 die Stadt Hameln und die Vogtey darüber an den 32sten Bischof zu Minden, Wedekind oder Widekind. Hiermit war der Graf von Everstein nicht zufrieden; als welcher bisher die Schutzgerechtigkeit oder Vogtey über die Stadt und das Stift Hameln, als ein Lehn von Fulda, besessen hatte. Er reizte daher die Bürgerschaft, </p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0101]
welche die Kinder zum Thore hinausgeführt wurden, heißt noch jetzt die Bungelose Gasse. Es wurde nämlich von dem Magistrat verordnet, daß bei Gelegenheiten, wo Musik und Spielwerk auf den Straßen erschalle, zum ewigen Andenken in dieser Straße nie eine Trommel (Bunge) gerührt werden solle.
Diese Erzählung hat allerdings ihren historischen Grund, ist aber durch eine falsche Deutung verstellt worden. Die wahre Geschichte ist diese. Der Abt zu Fulda verkaufte im Jahre 1252 die Stadt Hameln und die Vogtey darüber an den 32sten Bischof zu Minden, Wedekind oder Widekind. Hiermit war der Graf von Everstein nicht zufrieden; als welcher bisher die Schutzgerechtigkeit oder Vogtey über die Stadt und das Stift Hameln, als ein Lehn von Fulda, besessen hatte. Er reizte daher die Bürgerschaft,
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Zitationshilfe: | Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/101>, abgerufen am 16.02.2025. |