Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.O Mensch faß in Gedanken, Drei Batzen gilt z'Pfund Anken. Gott gibt dem Menschen Gnad, Ich aber wohn' im Maad. In der Hölle, da ist es heiß, Und der Hafner schafft mit Fleiß. Die Kuh, die frißt das Gras, Der Mensch, der muß ins Grab. Neben den Käse stellte sie die mächtige Züpfe, das "Wenn sie nur bald kämen, es wäre alles bereit, O Menſch faß in Gedanken, Drei Batzen gilt z’Pfund Anken. Gott gibt dem Menſchen Gnad, Ich aber wohn’ im Maad. In der Hölle, da iſt es heiß, Und der Hafner ſchafft mit Fleiß. Die Kuh, die frißt das Gras, Der Menſch, der muß ins Grab. Neben den Käſe ſtellte ſie die mächtige Züpfe, das „Wenn ſie nur bald kämen, es wäre alles bereit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0017" n="7"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O Menſch faß in Gedanken,</l><lb/> <l>Drei Batzen gilt z’Pfund Anken.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="2"> <l>Gott gibt dem Menſchen Gnad,</l><lb/> <l>Ich aber wohn’ im Maad.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="3"> <l>In der Hölle, da iſt es heiß,</l><lb/> <l>Und der Hafner ſchafft mit Fleiß.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="4"> <l>Die Kuh, die frißt das Gras,</l><lb/> <l>Der Menſch, der muß ins Grab.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Neben den Käſe ſtellte ſie die mächtige Züpfe, das<lb/> eigenthümliche Berner Backwerk, geflochten wie die Zöpfe<lb/> der Weiber, ſchön braun und gelb aus dem feinſten<lb/> Mehl, Eiern und Butter gebacken, groß wie ein jähriges<lb/> Kind und faſt ebenſo ſchwer; und oben und unten pflanzte<lb/> ſie noch zwei Teller. Hochaufgethürmt lagen auf den¬<lb/> ſelben die appetitlichen Küchlein, Habküchlein auf dem<lb/> einen, Eierküchlein auf dem andern. Heiße dicke Nidel<lb/> ſtund in ſchön geblümtem Hafen zugedeckt auf dem Ofen<lb/> und in der dreibeinigen glänzenden Kanne mit gelbem<lb/> Deckel kochte der Kaffee. So harrte auf die erwarteten<lb/> Gevatterleute ein Frühſtück, wie es Fürſten ſelten haben<lb/> und keine Bauern auf der Welt als die Berner. Tau¬<lb/> ſende von Engländern rennen durch die Schweiz, aber<lb/> weder einem der abgejagten Lords noch einer der ſteif¬<lb/> beinichten Ladies iſt je ein ſolches Frühſtück geworden.</p><lb/> <p>„Wenn ſie nur bald kämen, es wäre alles bereit,<lb/> ſeufzte die Hebamme. Es geht jedenfalls eine gute Zeit,<lb/> bis alles fertig iſt, und ein jedes ſeine Sache gehabt<lb/> hat, und der Pfarrer iſt grauſam pünktlich und gibt<lb/> ſcharfe Verweiſe, wenn man nicht da iſt zu rechter Zeit.”<lb/> „Der Großvater erlaubt auch nie das Wägeli zu nehmen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0017]
O Menſch faß in Gedanken,
Drei Batzen gilt z’Pfund Anken.
Gott gibt dem Menſchen Gnad,
Ich aber wohn’ im Maad.
In der Hölle, da iſt es heiß,
Und der Hafner ſchafft mit Fleiß.
Die Kuh, die frißt das Gras,
Der Menſch, der muß ins Grab.
Neben den Käſe ſtellte ſie die mächtige Züpfe, das
eigenthümliche Berner Backwerk, geflochten wie die Zöpfe
der Weiber, ſchön braun und gelb aus dem feinſten
Mehl, Eiern und Butter gebacken, groß wie ein jähriges
Kind und faſt ebenſo ſchwer; und oben und unten pflanzte
ſie noch zwei Teller. Hochaufgethürmt lagen auf den¬
ſelben die appetitlichen Küchlein, Habküchlein auf dem
einen, Eierküchlein auf dem andern. Heiße dicke Nidel
ſtund in ſchön geblümtem Hafen zugedeckt auf dem Ofen
und in der dreibeinigen glänzenden Kanne mit gelbem
Deckel kochte der Kaffee. So harrte auf die erwarteten
Gevatterleute ein Frühſtück, wie es Fürſten ſelten haben
und keine Bauern auf der Welt als die Berner. Tau¬
ſende von Engländern rennen durch die Schweiz, aber
weder einem der abgejagten Lords noch einer der ſteif¬
beinichten Ladies iſt je ein ſolches Frühſtück geworden.
„Wenn ſie nur bald kämen, es wäre alles bereit,
ſeufzte die Hebamme. Es geht jedenfalls eine gute Zeit,
bis alles fertig iſt, und ein jedes ſeine Sache gehabt
hat, und der Pfarrer iſt grauſam pünktlich und gibt
ſcharfe Verweiſe, wenn man nicht da iſt zu rechter Zeit.”
„Der Großvater erlaubt auch nie das Wägeli zu nehmen,
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Zitationshilfe: | Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/17>, abgerufen am 16.02.2025. |