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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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ich hätte das Pulver sparen mögen. Des Göttis (Pa¬
then) Frau ist gar grausam mißtreu und legt einem
alles zu Ungunsten aus. Es kömmt heute auf ein
halb Pfund mehr oder weniger nicht an. Vergiß auch
ja nicht das Weinwarm zu rechter Zeit bereit zu halten.
Der Großvater würde meinen, es wäre nicht Kinds¬
taufe, wenn man den Gevatterleuten nicht ein Wein¬
warm aufstellen würde, ehe sie zur Kirche gehen. Spare
nichts daran, hörst du. Dort in der Schüssel auf der
Kachelbank ist Safran und Zimmet, der Zucker ist hier
auf dem Tische, und nimm Wein, daß es dich dünkt,
es sei wenigstens halb zu viel; an einer Kindstaufe
braucht man nie Kummer zu haben, daß sich die Sache
nicht brauche."

Man hört, es soll heute die Kindtaufe gehalten
werden im Hause, und die Hebamme versieht das Amt
der Köchin ebenso geschickt, als früher das Amt der
Wehmutter; aber sputen muß sie sich, wenn sie zu rech¬
ter Zeit fertig werden und am einfachen Herde Alles
kochen soll, was die Sitte fordert.

Aus dem Keller kam mit einem mächtigen Stück
Käse in der Hand ein stämmiger Mann, nahm vom
blanken Kachelbank den ersten besten Teller, legte den
Käse darauf und wollte ihn in die Stube auf den Tisch
tragen von braunem Nußbaumholz. "Aber Benz, aber
Benz, rief die schöne blasse Frau, wie würden sie lachen,
wenn wir keinen bessern Teller hätten an der Kinds¬
taufe." Und zum glänzenden Schrank aus Kirschbaum¬
holz, Buffert genannt, ging sie, wo hinter Glasfenstern
des Hauses Zierden prangten. Dort nahm sie einen
schönen Teller, blau gerändert, in der Mitte einen großen
Blumenstrauß, der umgeben war von sinnigen Sprü¬
chen, z. B.:

ich hätte das Pulver ſparen mögen. Des Göttis (Pa¬
then) Frau iſt gar grauſam mißtreu und legt einem
alles zu Ungunſten aus. Es kömmt heute auf ein
halb Pfund mehr oder weniger nicht an. Vergiß auch
ja nicht das Weinwarm zu rechter Zeit bereit zu halten.
Der Großvater würde meinen, es wäre nicht Kinds¬
taufe, wenn man den Gevatterleuten nicht ein Wein¬
warm aufſtellen würde, ehe ſie zur Kirche gehen. Spare
nichts daran, hörſt du. Dort in der Schüſſel auf der
Kachelbank iſt Safran und Zimmet, der Zucker iſt hier
auf dem Tiſche, und nimm Wein, daß es dich dünkt,
es ſei wenigſtens halb zu viel; an einer Kindstaufe
braucht man nie Kummer zu haben, daß ſich die Sache
nicht brauche.“

Man hört, es ſoll heute die Kindtaufe gehalten
werden im Hauſe, und die Hebamme verſieht das Amt
der Köchin ebenſo geſchickt, als früher das Amt der
Wehmutter; aber ſputen muß ſie ſich, wenn ſie zu rech¬
ter Zeit fertig werden und am einfachen Herde Alles
kochen ſoll, was die Sitte fordert.

Aus dem Keller kam mit einem mächtigen Stück
Käſe in der Hand ein ſtämmiger Mann, nahm vom
blanken Kachelbank den erſten beſten Teller, legte den
Käſe darauf und wollte ihn in die Stube auf den Tiſch
tragen von braunem Nußbaumholz. „Aber Benz, aber
Benz, rief die ſchöne blaſſe Frau, wie würden ſie lachen,
wenn wir keinen beſſern Teller hätten an der Kinds¬
taufe.“ Und zum glänzenden Schrank aus Kirſchbaum¬
holz, Buffert genannt, ging ſie, wo hinter Glasfenſtern
des Hauſes Zierden prangten. Dort nahm ſie einen
ſchönen Teller, blau gerändert, in der Mitte einen großen
Blumenſtrauß, der umgeben war von ſinnigen Sprü¬
chen, z. B.:

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[6/0016] ich hätte das Pulver ſparen mögen. Des Göttis (Pa¬ then) Frau iſt gar grauſam mißtreu und legt einem alles zu Ungunſten aus. Es kömmt heute auf ein halb Pfund mehr oder weniger nicht an. Vergiß auch ja nicht das Weinwarm zu rechter Zeit bereit zu halten. Der Großvater würde meinen, es wäre nicht Kinds¬ taufe, wenn man den Gevatterleuten nicht ein Wein¬ warm aufſtellen würde, ehe ſie zur Kirche gehen. Spare nichts daran, hörſt du. Dort in der Schüſſel auf der Kachelbank iſt Safran und Zimmet, der Zucker iſt hier auf dem Tiſche, und nimm Wein, daß es dich dünkt, es ſei wenigſtens halb zu viel; an einer Kindstaufe braucht man nie Kummer zu haben, daß ſich die Sache nicht brauche.“ Man hört, es ſoll heute die Kindtaufe gehalten werden im Hauſe, und die Hebamme verſieht das Amt der Köchin ebenſo geſchickt, als früher das Amt der Wehmutter; aber ſputen muß ſie ſich, wenn ſie zu rech¬ ter Zeit fertig werden und am einfachen Herde Alles kochen ſoll, was die Sitte fordert. Aus dem Keller kam mit einem mächtigen Stück Käſe in der Hand ein ſtämmiger Mann, nahm vom blanken Kachelbank den erſten beſten Teller, legte den Käſe darauf und wollte ihn in die Stube auf den Tiſch tragen von braunem Nußbaumholz. „Aber Benz, aber Benz, rief die ſchöne blaſſe Frau, wie würden ſie lachen, wenn wir keinen beſſern Teller hätten an der Kinds¬ taufe.“ Und zum glänzenden Schrank aus Kirſchbaum¬ holz, Buffert genannt, ging ſie, wo hinter Glasfenſtern des Hauſes Zierden prangten. Dort nahm ſie einen ſchönen Teller, blau gerändert, in der Mitte einen großen Blumenſtrauß, der umgeben war von ſinnigen Sprü¬ chen, z. B.:

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/16>, abgerufen am 22.11.2024.