Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Diebsherberge oder einem Lauerloche geeignet war, so mußte es dieser sein. Er hatte nichts Auffallendes und war doch schwer zu finden, und Unbekannte nahten nie unbemerkt und wunderselten ungestraft. Dagegen konnten die Befreundeten, mit Steg und Weg Bekannten entfliehen unbemerkt, wie sie nur wollten, aus dem weitläufigen Hause in Sumpf und Busch, gebaut mit Ausgängen, welche kein uneingeweihtes Auge sah, welche auf Wege führten, die jähen Tod brachten Jedem, der mit ihnen nicht sehr genau bekannt war. Diese Stelle war ungefähr der Stelle gleich zu achten, auf welcher eine große Kreuzspinne sitzt, um gehörig alle Fliegen zu belauern und abzufangen, welche ihrem Neste sich nahen und hängen bleiben darin. Hier konnte man Kundschaft erwarten über Alles, was von Bern nach Solothurn, von Solothurn nach Burgdorf, was den Gau hinabging und hinauf nach Biel und Büren. War die That vollbracht, stäubten die Gesellen aus einander wie Spreu, in welche der Wind fährt; die Verfolger wurden irre, die Spuren verloren sich. Geschah es wohl zur Seltenheit, daß hart auf den Fersen die Verfolger blieben, so sprang der Verfolgte vom Rosse, ließ frei es laufen, Roß und Reiter fanden bekannte Fährten durch Sumpf und Busch und am Ende ihre Herberge; die Verfolger versanken im Moor, verwickelten sich in die Büsche, in die für Pferde so schrecklichen Brombeersträuche, und schätzten sich glücklich, wenn sie mit heiler Haut Diebsherberge oder einem Lauerloche geeignet war, so mußte es dieser sein. Er hatte nichts Auffallendes und war doch schwer zu finden, und Unbekannte nahten nie unbemerkt und wunderselten ungestraft. Dagegen konnten die Befreundeten, mit Steg und Weg Bekannten entfliehen unbemerkt, wie sie nur wollten, aus dem weitläufigen Hause in Sumpf und Busch, gebaut mit Ausgängen, welche kein uneingeweihtes Auge sah, welche auf Wege führten, die jähen Tod brachten Jedem, der mit ihnen nicht sehr genau bekannt war. Diese Stelle war ungefähr der Stelle gleich zu achten, auf welcher eine große Kreuzspinne sitzt, um gehörig alle Fliegen zu belauern und abzufangen, welche ihrem Neste sich nahen und hängen bleiben darin. Hier konnte man Kundschaft erwarten über Alles, was von Bern nach Solothurn, von Solothurn nach Burgdorf, was den Gau hinabging und hinauf nach Biel und Büren. War die That vollbracht, stäubten die Gesellen aus einander wie Spreu, in welche der Wind fährt; die Verfolger wurden irre, die Spuren verloren sich. Geschah es wohl zur Seltenheit, daß hart auf den Fersen die Verfolger blieben, so sprang der Verfolgte vom Rosse, ließ frei es laufen, Roß und Reiter fanden bekannte Fährten durch Sumpf und Busch und am Ende ihre Herberge; die Verfolger versanken im Moor, verwickelten sich in die Büsche, in die für Pferde so schrecklichen Brombeersträuche, und schätzten sich glücklich, wenn sie mit heiler Haut <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0137"/> Diebsherberge oder einem Lauerloche geeignet war, so mußte es dieser sein. Er hatte nichts Auffallendes und war doch schwer zu finden, und Unbekannte nahten nie unbemerkt und wunderselten ungestraft. Dagegen konnten die Befreundeten, mit Steg und Weg Bekannten entfliehen unbemerkt, wie sie nur wollten, aus dem weitläufigen Hause in Sumpf und Busch, gebaut mit Ausgängen, welche kein uneingeweihtes Auge sah, welche auf Wege führten, die jähen Tod brachten Jedem, der mit ihnen nicht sehr genau bekannt war. Diese Stelle war ungefähr der Stelle gleich zu achten, auf welcher eine große Kreuzspinne sitzt, um gehörig alle Fliegen zu belauern und abzufangen, welche ihrem Neste sich nahen und hängen bleiben darin. Hier konnte man Kundschaft erwarten über Alles, was von Bern nach Solothurn, von Solothurn nach Burgdorf, was den Gau hinabging und hinauf nach Biel und Büren. War die That vollbracht, stäubten die Gesellen aus einander wie Spreu, in welche der Wind fährt; die Verfolger wurden irre, die Spuren verloren sich. Geschah es wohl zur Seltenheit, daß hart auf den Fersen die Verfolger blieben, so sprang der Verfolgte vom Rosse, ließ frei es laufen, Roß und Reiter fanden bekannte Fährten durch Sumpf und Busch und am Ende ihre Herberge; die Verfolger versanken im Moor, verwickelten sich in die Büsche, in die für Pferde so schrecklichen Brombeersträuche, und schätzten sich glücklich, wenn sie mit heiler Haut<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0137]
Diebsherberge oder einem Lauerloche geeignet war, so mußte es dieser sein. Er hatte nichts Auffallendes und war doch schwer zu finden, und Unbekannte nahten nie unbemerkt und wunderselten ungestraft. Dagegen konnten die Befreundeten, mit Steg und Weg Bekannten entfliehen unbemerkt, wie sie nur wollten, aus dem weitläufigen Hause in Sumpf und Busch, gebaut mit Ausgängen, welche kein uneingeweihtes Auge sah, welche auf Wege führten, die jähen Tod brachten Jedem, der mit ihnen nicht sehr genau bekannt war. Diese Stelle war ungefähr der Stelle gleich zu achten, auf welcher eine große Kreuzspinne sitzt, um gehörig alle Fliegen zu belauern und abzufangen, welche ihrem Neste sich nahen und hängen bleiben darin. Hier konnte man Kundschaft erwarten über Alles, was von Bern nach Solothurn, von Solothurn nach Burgdorf, was den Gau hinabging und hinauf nach Biel und Büren. War die That vollbracht, stäubten die Gesellen aus einander wie Spreu, in welche der Wind fährt; die Verfolger wurden irre, die Spuren verloren sich. Geschah es wohl zur Seltenheit, daß hart auf den Fersen die Verfolger blieben, so sprang der Verfolgte vom Rosse, ließ frei es laufen, Roß und Reiter fanden bekannte Fährten durch Sumpf und Busch und am Ende ihre Herberge; die Verfolger versanken im Moor, verwickelten sich in die Büsche, in die für Pferde so schrecklichen Brombeersträuche, und schätzten sich glücklich, wenn sie mit heiler Haut
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Zitationshilfe: | Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/137>, abgerufen am 27.07.2024. |