Du sollt dem Tauben nicht fluchen. Du sollt vor dem Blinden kein An- stoß setzen. Denn du sollt dich vor deinem Gott fürchten.
Denk' er einmal, wenn sein vortrefflicher Vater, der als ein wahrer Menschenfreund den lahmen Stallknecht und die blinde Fieke ernähret, seine Streiche wüßte? Welche Ehre für seinen Stand, ein Menschenfreund zu seyn, und in die Fußstapfen seines würdigen Vaters zu treten, der von so vielen Elenden, denen er Gutes thut, gesegnet wird! Ist es besser, von den Elenden, Lahmen und Blinden, die in seines Vaters Brod sind, gesegnet, oder verflucht zu werden? Ist es nicht schrecklich, wenn diese Elenden den Vater segnen, und den Sohn verfluchen? Wenn er so fortfährt, wird er denn einmal auf seinem Sterbebette, wie Hiob, und wie sein wohlthätiger Vater, sagen können:
Ich
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Du ſollt dem Tauben nicht fluchen. Du ſollt vor dem Blinden kein An- ſtoß ſetzen. Denn du ſollt dich vor deinem Gott fuͤrchten.
Denk’ er einmal, wenn ſein vortrefflicher Vater, der als ein wahrer Menſchenfreund den lahmen Stallknecht und die blinde Fieke ernaͤhret, ſeine Streiche wuͤßte? Welche Ehre fuͤr ſeinen Stand, ein Menſchenfreund zu ſeyn, und in die Fußſtapfen ſeines wuͤrdigen Vaters zu treten, der von ſo vielen Elenden, denen er Gutes thut, geſegnet wird! Iſt es beſſer, von den Elenden, Lahmen und Blinden, die in ſeines Vaters Brod ſind, geſegnet, oder verflucht zu werden? Iſt es nicht ſchrecklich, wenn dieſe Elenden den Vater ſegnen, und den Sohn verfluchen? Wenn er ſo fortfaͤhrt, wird er denn einmal auf ſeinem Sterbebette, wie Hiob, und wie ſein wohlthaͤtiger Vater, ſagen koͤnnen:
Ich
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Du ſollt dem Tauben nicht fluchen.
Du ſollt vor dem Blinden kein An-
ſtoß ſetzen. Denn du ſollt dich vor
deinem Gott fuͤrchten.
Denk’ er einmal, wenn ſein vortrefflicher
Vater, der als ein wahrer Menſchenfreund
den lahmen Stallknecht und die blinde Fieke
ernaͤhret, ſeine Streiche wuͤßte? Welche Ehre
fuͤr ſeinen Stand, ein Menſchenfreund zu ſeyn,
und in die Fußſtapfen ſeines wuͤrdigen Vaters
zu treten, der von ſo vielen Elenden, denen
er Gutes thut, geſegnet wird! Iſt es beſſer,
von den Elenden, Lahmen und Blinden, die
in ſeines Vaters Brod ſind, geſegnet, oder
verflucht zu werden? Iſt es nicht ſchrecklich,
wenn dieſe Elenden den Vater ſegnen, und
den Sohn verfluchen? Wenn er ſo fortfaͤhrt,
wird er denn einmal auf ſeinem Sterbebette,
wie Hiob, und wie ſein wohlthaͤtiger Vater,
ſagen koͤnnen:
Ich
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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