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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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selbst durch viele Leute in der ganzen Gegend
in allen Büschen suchen. Alles vergeblich.
Er ist weg. Stellt euch einmal, Kinder!
die ihr dieses leset, dabey die Angst der Ael-
tern vor, unter den Umständen vor, da sie
Montags darauf von Dessau wegziehen
wollen.

Endlich merkt der Müller des Sonna-
bends Nachmittags, daß das eine große
Mühlrad stockt. Er nimmt eine Stange,
und stößt unter dem Rade herum. Da fühlt
er, daß was unten durchgeht, und das Rad
wieder umgeht. Gleich darauf stockt das
andere. Er nimmt einen Haken, und visi-
tirt wieder. Da wird denn endlich das elen-
diglich zerschmetterte Kind herausgezogen,
und in dem Zustande seinen Aeltern ins Haus
gebracht. Noch an demselben Abend wird
er begraben. Der arme Vater muß Tags
darauf seine Abschiedspredigt halten, seinem

eige-

ſelbſt durch viele Leute in der ganzen Gegend
in allen Buͤſchen ſuchen. Alles vergeblich.
Er iſt weg. Stellt euch einmal, Kinder!
die ihr dieſes leſet, dabey die Angſt der Ael-
tern vor, unter den Umſtaͤnden vor, da ſie
Montags darauf von Deſſau wegziehen
wollen.

Endlich merkt der Muͤller des Sonna-
bends Nachmittags, daß das eine große
Muͤhlrad ſtockt. Er nimmt eine Stange,
und ſtoͤßt unter dem Rade herum. Da fuͤhlt
er, daß was unten durchgeht, und das Rad
wieder umgeht. Gleich darauf ſtockt das
andere. Er nimmt einen Haken, und viſi-
tirt wieder. Da wird denn endlich das elen-
diglich zerſchmetterte Kind herausgezogen,
und in dem Zuſtande ſeinen Aeltern ins Haus
gebracht. Noch an demſelben Abend wird
er begraben. Der arme Vater muß Tags
darauf ſeine Abſchiedspredigt halten, ſeinem

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[79/0101] ſelbſt durch viele Leute in der ganzen Gegend in allen Buͤſchen ſuchen. Alles vergeblich. Er iſt weg. Stellt euch einmal, Kinder! die ihr dieſes leſet, dabey die Angſt der Ael- tern vor, unter den Umſtaͤnden vor, da ſie Montags darauf von Deſſau wegziehen wollen. Endlich merkt der Muͤller des Sonna- bends Nachmittags, daß das eine große Muͤhlrad ſtockt. Er nimmt eine Stange, und ſtoͤßt unter dem Rade herum. Da fuͤhlt er, daß was unten durchgeht, und das Rad wieder umgeht. Gleich darauf ſtockt das andere. Er nimmt einen Haken, und viſi- tirt wieder. Da wird denn endlich das elen- diglich zerſchmetterte Kind herausgezogen, und in dem Zuſtande ſeinen Aeltern ins Haus gebracht. Noch an demſelben Abend wird er begraben. Der arme Vater muß Tags darauf ſeine Abſchiedspredigt halten, ſeinem eige-

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/101>, abgerufen am 09.05.2024.