Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

hat man vermuthet, daß es so gekommen
sey. Denn draußen auf dem Platze haben
ihn viele Leute gesehen.

Wie viele Angst mögen nicht da seine Ael-
tern schon ausgestanden haben, als er den
Mittag nicht nach Hause kömmt, und sie er-
fahren, daß keine Schule gewesen sey! Dar-
an war er doch Schuld.

Als er des Abends im Finstern zurück-
kömmt, will er sich vermuthlich an der Mul-
damühle die Schuh abwaschen, mag in einen
Kahn treten, oder wie es gekommen ist.
Kurz, er ist weg, fällt ins Wasser, geräth
unter die Mühlräder; kein Mensch ist da. Es
ist stockfinster, und er muß elendiglich um-
kommen.

Niemand weiß, wo er geblieben ist. Der
Abend kömmt; er aber kömmt nicht wieder.
Er wird die ganze Nacht gesucht, des andern
Tages gesucht. Der gnädige Fürst läßt ihn

selbst

hat man vermuthet, daß es ſo gekommen
ſey. Denn draußen auf dem Platze haben
ihn viele Leute geſehen.

Wie viele Angſt moͤgen nicht da ſeine Ael-
tern ſchon ausgeſtanden haben, als er den
Mittag nicht nach Hauſe koͤmmt, und ſie er-
fahren, daß keine Schule geweſen ſey! Dar-
an war er doch Schuld.

Als er des Abends im Finſtern zuruͤck-
koͤmmt, will er ſich vermuthlich an der Mul-
damuͤhle die Schuh abwaſchen, mag in einen
Kahn treten, oder wie es gekommen iſt.
Kurz, er iſt weg, faͤllt ins Waſſer, geraͤth
unter die Muͤhlraͤder; kein Menſch iſt da. Es
iſt ſtockfinſter, und er muß elendiglich um-
kommen.

Niemand weiß, wo er geblieben iſt. Der
Abend koͤmmt; er aber koͤmmt nicht wieder.
Er wird die ganze Nacht geſucht, des andern
Tages geſucht. Der gnaͤdige Fuͤrſt laͤßt ihn

ſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0100" n="78"/>
hat man vermuthet, daß es &#x017F;o gekommen<lb/>
&#x017F;ey. Denn draußen auf dem Platze haben<lb/>
ihn viele Leute ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Wie viele Ang&#x017F;t mo&#x0364;gen nicht da &#x017F;eine Ael-<lb/>
tern &#x017F;chon ausge&#x017F;tanden haben, als er den<lb/>
Mittag nicht nach Hau&#x017F;e ko&#x0364;mmt, und &#x017F;ie er-<lb/>
fahren, daß keine Schule gewe&#x017F;en &#x017F;ey! Dar-<lb/>
an war er doch Schuld.</p><lb/>
        <p>Als er des Abends im Fin&#x017F;tern zuru&#x0364;ck-<lb/>
ko&#x0364;mmt, will er &#x017F;ich vermuthlich an der Mul-<lb/>
damu&#x0364;hle die Schuh abwa&#x017F;chen, mag in einen<lb/>
Kahn treten, oder wie es gekommen i&#x017F;t.<lb/>
Kurz, er i&#x017F;t weg, fa&#x0364;llt ins Wa&#x017F;&#x017F;er, gera&#x0364;th<lb/>
unter die Mu&#x0364;hlra&#x0364;der; kein Men&#x017F;ch i&#x017F;t da. Es<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;tockfin&#x017F;ter, und er muß elendiglich um-<lb/>
kommen.</p><lb/>
        <p>Niemand weiß, wo er geblieben i&#x017F;t. Der<lb/>
Abend ko&#x0364;mmt; er aber ko&#x0364;mmt nicht wieder.<lb/>
Er wird die ganze Nacht ge&#x017F;ucht, des andern<lb/>
Tages ge&#x017F;ucht. Der gna&#x0364;dige Fu&#x0364;r&#x017F;t la&#x0364;ßt ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0100] hat man vermuthet, daß es ſo gekommen ſey. Denn draußen auf dem Platze haben ihn viele Leute geſehen. Wie viele Angſt moͤgen nicht da ſeine Ael- tern ſchon ausgeſtanden haben, als er den Mittag nicht nach Hauſe koͤmmt, und ſie er- fahren, daß keine Schule geweſen ſey! Dar- an war er doch Schuld. Als er des Abends im Finſtern zuruͤck- koͤmmt, will er ſich vermuthlich an der Mul- damuͤhle die Schuh abwaſchen, mag in einen Kahn treten, oder wie es gekommen iſt. Kurz, er iſt weg, faͤllt ins Waſſer, geraͤth unter die Muͤhlraͤder; kein Menſch iſt da. Es iſt ſtockfinſter, und er muß elendiglich um- kommen. Niemand weiß, wo er geblieben iſt. Der Abend koͤmmt; er aber koͤmmt nicht wieder. Er wird die ganze Nacht geſucht, des andern Tages geſucht. Der gnaͤdige Fuͤrſt laͤßt ihn ſelbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/100
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/100>, abgerufen am 23.11.2024.