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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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machen, daß ihm nach und nach, auf dem
Wege vom Auge zur Hand, nichts verloren
ging, ja daß beyde zuletzt ganz gleichstimmig
arbeiteten. Genug, eins der letzten Gesicht¬
chen glückte vollkommen, so daß es schien als
wenn Ottilie selbst aus den himmlischen Räu¬
men heruntersähe.

An dem Gewölbe war man fertig; die
Wände hatte man sich vorgenommen einfach
zu lassen und nur mit einer hellern bräunlichen
Farbe zu überziehen; die zarten Säulen und
künstlichen bildhauerischen Zieraten sollten sich
durch eine dunklere auszeichnen. Aber wie in
solchen Dingen immer eins zum andern führt,
so wurden noch Blumen und Fruchtgehänge
beschlossen, welche Himmel und Erde gleich¬
sam zusammenknüpfen sollten. Hier war nun
Ottilie ganz in ihrem Felde. Die Gärten
lieferten die schönsten Muster, und obschon
die Kränze sehr reich ausgestattet wurden;

machen, daß ihm nach und nach, auf dem
Wege vom Auge zur Hand, nichts verloren
ging, ja daß beyde zuletzt ganz gleichſtimmig
arbeiteten. Genug, eins der letzten Geſicht¬
chen gluͤckte vollkommen, ſo daß es ſchien als
wenn Ottilie ſelbſt aus den himmliſchen Raͤu¬
men herunterſaͤhe.

An dem Gewoͤlbe war man fertig; die
Waͤnde hatte man ſich vorgenommen einfach
zu laſſen und nur mit einer hellern braͤunlichen
Farbe zu uͤberziehen; die zarten Saͤulen und
kuͤnſtlichen bildhaueriſchen Zieraten ſollten ſich
durch eine dunklere auszeichnen. Aber wie in
ſolchen Dingen immer eins zum andern fuͤhrt,
ſo wurden noch Blumen und Fruchtgehaͤnge
beſchloſſen, welche Himmel und Erde gleich¬
ſam zuſammenknuͤpfen ſollten. Hier war nun
Ottilie ganz in ihrem Felde. Die Gaͤrten
lieferten die ſchoͤnſten Muſter, und obſchon
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[36/0039] machen, daß ihm nach und nach, auf dem Wege vom Auge zur Hand, nichts verloren ging, ja daß beyde zuletzt ganz gleichſtimmig arbeiteten. Genug, eins der letzten Geſicht¬ chen gluͤckte vollkommen, ſo daß es ſchien als wenn Ottilie ſelbſt aus den himmliſchen Raͤu¬ men herunterſaͤhe. An dem Gewoͤlbe war man fertig; die Waͤnde hatte man ſich vorgenommen einfach zu laſſen und nur mit einer hellern braͤunlichen Farbe zu uͤberziehen; die zarten Saͤulen und kuͤnſtlichen bildhaueriſchen Zieraten ſollten ſich durch eine dunklere auszeichnen. Aber wie in ſolchen Dingen immer eins zum andern fuͤhrt, ſo wurden noch Blumen und Fruchtgehaͤnge beſchloſſen, welche Himmel und Erde gleich¬ ſam zuſammenknuͤpfen ſollten. Hier war nun Ottilie ganz in ihrem Felde. Die Gaͤrten lieferten die ſchoͤnſten Muſter, und obſchon die Kraͤnze ſehr reich ausgeſtattet wurden;

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/39>, abgerufen am 21.11.2024.