seine Lippen auf diese liebe Hand. Und für mich, was darf ich hoffen? lispelte er leise.
Lassen Sie mich Ihnen die Antwort schul¬ dig bleiben, versetzte Charlotte. Wir haben nicht verschuldet unglücklich zu werden; aber auch nicht verdient zusammen glücklich zu seyn.
Der Major entfernte sich, Charlotten tief im Herzen beklagend, ohne jedoch das arme abgeschiedene Kind bedauern zu können. Ein solches Opfer schien ihm nöthig zu ihrem all¬ seitigen Glück. Er dachte sich Ottilien mit einem eignen Kind auf dem Arm, als den vollkommensten Ersatz für das, was sie Eduar¬ den geraubt; er dachte sich einen Sohn auf dem Schooße, der mit mehrerem Recht sein Ebenbild trüge, als der abgeschiedene.
So schmeichelnde Hoffnungen und Bilder gingen ihm durch die Seele, als er auf dem Rückwege nach dem Gasthofe Eduarden fand,
ſeine Lippen auf dieſe liebe Hand. Und fuͤr mich, was darf ich hoffen? lispelte er leiſe.
Laſſen Sie mich Ihnen die Antwort ſchul¬ dig bleiben, verſetzte Charlotte. Wir haben nicht verſchuldet ungluͤcklich zu werden; aber auch nicht verdient zuſammen gluͤcklich zu ſeyn.
Der Major entfernte ſich, Charlotten tief im Herzen beklagend, ohne jedoch das arme abgeſchiedene Kind bedauern zu koͤnnen. Ein ſolches Opfer ſchien ihm noͤthig zu ihrem all¬ ſeitigen Gluͤck. Er dachte ſich Ottilien mit einem eignen Kind auf dem Arm, als den vollkommenſten Erſatz fuͤr das, was ſie Eduar¬ den geraubt; er dachte ſich einen Sohn auf dem Schooße, der mit mehrerem Recht ſein Ebenbild truͤge, als der abgeſchiedene.
So ſchmeichelnde Hoffnungen und Bilder gingen ihm durch die Seele, als er auf dem Ruͤckwege nach dem Gaſthofe Eduarden fand,
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ſeine Lippen auf dieſe liebe Hand. Und fuͤr
mich, was darf ich hoffen? lispelte er leiſe.
Laſſen Sie mich Ihnen die Antwort ſchul¬
dig bleiben, verſetzte Charlotte. Wir haben
nicht verſchuldet ungluͤcklich zu werden; aber
auch nicht verdient zuſammen gluͤcklich zu ſeyn.
Der Major entfernte ſich, Charlotten tief
im Herzen beklagend, ohne jedoch das arme
abgeſchiedene Kind bedauern zu koͤnnen. Ein
ſolches Opfer ſchien ihm noͤthig zu ihrem all¬
ſeitigen Gluͤck. Er dachte ſich Ottilien mit
einem eignen Kind auf dem Arm, als den
vollkommenſten Erſatz fuͤr das, was ſie Eduar¬
den geraubt; er dachte ſich einen Sohn auf
dem Schooße, der mit mehrerem Recht ſein
Ebenbild truͤge, als der abgeſchiedene.
So ſchmeichelnde Hoffnungen und Bilder
gingen ihm durch die Seele, als er auf dem
Ruͤckwege nach dem Gaſthofe Eduarden fand,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/268>, abgerufen am 17.05.2024.
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