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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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eigentlich gethan und eingerichtet, dem ich es
zu übergeben, mit dem ich es noch zu genießen
hoffte, an allem keinen Theil nimmt, sondern
nach Indien gegangen ist, um sein Leben dort,
wie mancher andere, höher zu nutzen, oder
gar zu vergeuden.

Gewiß wir machen viel zu viel vorarbei¬
tenden Aufwand aufs Leben. Anstatt daß
wir gleich anfingen uns in einem mäßigen
Zustand behaglich zu finden, so gehen wir
immer mehr ins Breite, um es uns immer un¬
bequemer zu machen. Wer genießt jetzt meine
Gebäude, meinen Park, meine Gärten?
Nicht ich, nicht einmal die Meinigen; fremde
Gäste, Neugierige, unruhige Reisende.

Selbst bey vielen Mitteln sind wir immer
nur halb und halb zu Hause, besonders auf
dem Lande, wo uns manches Gewohnte der
Stadt fehlt. Das Buch das wir am eifrig¬
sten wünschten, ist nicht zur Hand, und ge¬

eigentlich gethan und eingerichtet, dem ich es
zu uͤbergeben, mit dem ich es noch zu genießen
hoffte, an allem keinen Theil nimmt, ſondern
nach Indien gegangen iſt, um ſein Leben dort,
wie mancher andere, hoͤher zu nutzen, oder
gar zu vergeuden.

Gewiß wir machen viel zu viel vorarbei¬
tenden Aufwand aufs Leben. Anſtatt daß
wir gleich anfingen uns in einem maͤßigen
Zuſtand behaglich zu finden, ſo gehen wir
immer mehr ins Breite, um es uns immer un¬
bequemer zu machen. Wer genießt jetzt meine
Gebaͤude, meinen Park, meine Gaͤrten?
Nicht ich, nicht einmal die Meinigen; fremde
Gaͤſte, Neugierige, unruhige Reiſende.

Selbſt bey vielen Mitteln ſind wir immer
nur halb und halb zu Hauſe, beſonders auf
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Stadt fehlt. Das Buch das wir am eifrig¬
ſten wuͤnſchten, iſt nicht zur Hand, und ge¬

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[189/0192] eigentlich gethan und eingerichtet, dem ich es zu uͤbergeben, mit dem ich es noch zu genießen hoffte, an allem keinen Theil nimmt, ſondern nach Indien gegangen iſt, um ſein Leben dort, wie mancher andere, hoͤher zu nutzen, oder gar zu vergeuden. Gewiß wir machen viel zu viel vorarbei¬ tenden Aufwand aufs Leben. Anſtatt daß wir gleich anfingen uns in einem maͤßigen Zuſtand behaglich zu finden, ſo gehen wir immer mehr ins Breite, um es uns immer un¬ bequemer zu machen. Wer genießt jetzt meine Gebaͤude, meinen Park, meine Gaͤrten? Nicht ich, nicht einmal die Meinigen; fremde Gaͤſte, Neugierige, unruhige Reiſende. Selbſt bey vielen Mitteln ſind wir immer nur halb und halb zu Hauſe, beſonders auf dem Lande, wo uns manches Gewohnte der Stadt fehlt. Das Buch das wir am eifrig¬ ſten wuͤnſchten, iſt nicht zur Hand, und ge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/192>, abgerufen am 22.11.2024.