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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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denken können. Alles störende Kleinliche war
rings umher entfernt; alles Gute der Land¬
schaft, was die Natur, was die Zeit daran ge¬
than hatte, trat reinlich hervor und fiel ins Au¬
ge, und schon grünten die jungen Pflanzungen,
die bestimmt waren, einige Lücken auszufüllen
und die abgesonderten Theile angenehm zu
verbinden.

Das Haus selbst war nahezu bewohn¬
bar; die Aussicht, besonders aus den obern
Zimmern, höchst mannigfaltig. Je länger
man sich umsah, desto mehr Schönes entdeckte
man. Was mußten nicht hier die verschiede¬
nen Tagszeiten, was Mond und Sonne für
Wirkungen hervorbringen! Hier zu verweilen
war höchst wünschenswerth, und wie schnell
ward die Lust zu bauen und zu schaffen in
Charlotten wieder erweckt, da sie alle grobe
Arbeit gethan fand. Ein Tischer, ein Tape¬
zirer, ein Maler, der mit Patronen und
leichter Vergoldung sich zu helfen wußte, nur

denken koͤnnen. Alles ſtoͤrende Kleinliche war
rings umher entfernt; alles Gute der Land¬
ſchaft, was die Natur, was die Zeit daran ge¬
than hatte, trat reinlich hervor und fiel ins Au¬
ge, und ſchon gruͤnten die jungen Pflanzungen,
die beſtimmt waren, einige Luͤcken auszufuͤllen
und die abgeſonderten Theile angenehm zu
verbinden.

Das Haus ſelbſt war nahezu bewohn¬
bar; die Ausſicht, beſonders aus den obern
Zimmern, hoͤchſt mannigfaltig. Je laͤnger
man ſich umſah, deſto mehr Schoͤnes entdeckte
man. Was mußten nicht hier die verſchiede¬
nen Tagszeiten, was Mond und Sonne fuͤr
Wirkungen hervorbringen! Hier zu verweilen
war hoͤchſt wuͤnſchenswerth, und wie ſchnell
ward die Luſt zu bauen und zu ſchaffen in
Charlotten wieder erweckt, da ſie alle grobe
Arbeit gethan fand. Ein Tiſcher, ein Tape¬
zirer, ein Maler, der mit Patronen und
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[182/0185] denken koͤnnen. Alles ſtoͤrende Kleinliche war rings umher entfernt; alles Gute der Land¬ ſchaft, was die Natur, was die Zeit daran ge¬ than hatte, trat reinlich hervor und fiel ins Au¬ ge, und ſchon gruͤnten die jungen Pflanzungen, die beſtimmt waren, einige Luͤcken auszufuͤllen und die abgeſonderten Theile angenehm zu verbinden. Das Haus ſelbſt war nahezu bewohn¬ bar; die Ausſicht, beſonders aus den obern Zimmern, hoͤchſt mannigfaltig. Je laͤnger man ſich umſah, deſto mehr Schoͤnes entdeckte man. Was mußten nicht hier die verſchiede¬ nen Tagszeiten, was Mond und Sonne fuͤr Wirkungen hervorbringen! Hier zu verweilen war hoͤchſt wuͤnſchenswerth, und wie ſchnell ward die Luſt zu bauen und zu ſchaffen in Charlotten wieder erweckt, da ſie alle grobe Arbeit gethan fand. Ein Tiſcher, ein Tape¬ zirer, ein Maler, der mit Patronen und leichter Vergoldung ſich zu helfen wußte, nur

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/185>, abgerufen am 22.11.2024.