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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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das Vergangene mit dem Zukünftigen zusam¬
menknüpfen; Otto sollte das Kind heißen:
es konnte keinen andern Namen führen als
den Namen des Vaters und des Freundes.

Es bedurfte der entschiedenen Zudringlich¬
keit dieses Mannes, um die hunderterley Be¬
denklichkeiten, das Widerreden, Zaudern,
Stocken, Besser- und Anderswissen, das
Schwanken, Meynen, Um- und Wiedermey¬
nen zu beseitigen; da gewöhnlich bey solchen
Gelegenheiten aus einer gehobenen Bedenk¬
lichkeit immer wieder neue entstehen, und in¬
dem man alle Verhältnisse schonen will, im¬
mer der Fall eintritt, einige zu verletzen.

Alle Meldungsschreiben und Gevatterbriefe
übernahm Mittler; sie sollten gleich ausge¬
fertigt seyn: denn ihm war selbst höchlich dar¬
an gelegen, ein Glück das er für die Fami¬
lie so bedeutend hielt, auch der übrigen mit
unter mißwollenden und mißredenden Welt

II. 11

das Vergangene mit dem Zukuͤnftigen zuſam¬
menknuͤpfen; Otto ſollte das Kind heißen:
es konnte keinen andern Namen fuͤhren als
den Namen des Vaters und des Freundes.

Es bedurfte der entſchiedenen Zudringlich¬
keit dieſes Mannes, um die hunderterley Be¬
denklichkeiten, das Widerreden, Zaudern,
Stocken, Beſſer- und Anderswiſſen, das
Schwanken, Meynen, Um- und Wiedermey¬
nen zu beſeitigen; da gewoͤhnlich bey ſolchen
Gelegenheiten aus einer gehobenen Bedenk¬
lichkeit immer wieder neue entſtehen, und in¬
dem man alle Verhaͤltniſſe ſchonen will, im¬
mer der Fall eintritt, einige zu verletzen.

Alle Meldungsſchreiben und Gevatterbriefe
uͤbernahm Mittler; ſie ſollten gleich ausge¬
fertigt ſeyn: denn ihm war ſelbſt hoͤchlich dar¬
an gelegen, ein Gluͤck das er fuͤr die Fami¬
lie ſo bedeutend hielt, auch der uͤbrigen mit
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II. 11
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[161/0164] das Vergangene mit dem Zukuͤnftigen zuſam¬ menknuͤpfen; Otto ſollte das Kind heißen: es konnte keinen andern Namen fuͤhren als den Namen des Vaters und des Freundes. Es bedurfte der entſchiedenen Zudringlich¬ keit dieſes Mannes, um die hunderterley Be¬ denklichkeiten, das Widerreden, Zaudern, Stocken, Beſſer- und Anderswiſſen, das Schwanken, Meynen, Um- und Wiedermey¬ nen zu beſeitigen; da gewoͤhnlich bey ſolchen Gelegenheiten aus einer gehobenen Bedenk¬ lichkeit immer wieder neue entſtehen, und in¬ dem man alle Verhaͤltniſſe ſchonen will, im¬ mer der Fall eintritt, einige zu verletzen. Alle Meldungsſchreiben und Gevatterbriefe uͤbernahm Mittler; ſie ſollten gleich ausge¬ fertigt ſeyn: denn ihm war ſelbſt hoͤchlich dar¬ an gelegen, ein Gluͤck das er fuͤr die Fami¬ lie ſo bedeutend hielt, auch der uͤbrigen mit unter mißwollenden und mißredenden Welt II. 11

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/164>, abgerufen am 02.05.2024.