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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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Kind auf das herzlichste begrüßte. Schon
bey den Anstalten zur Verheiratung ihrer
Tochter war Charlotten die Abwesenheit ihres
Gemahls höchst fühlbar gewesen; nun sollte
der Vater auch bey der Geburt des Sohnes
nicht gegenwärtig seyn; er sollte den Namen
nicht bestimmen, bey dem man ihn künftig
rufen würde.

Der erste von allen Freunden die sich
glückwünschend sehen ließen, war Mittler, der
seine Kundschafter ausgestellt hatte um von
diesem Ereigniß sogleich Nachricht zu erhal¬
ten. Er fand sich ein und zwar sehr behag¬
lich. Kaum daß er seinen Triumph in Ge¬
genwart Ottiliens verbarg, so sprach er sich
gegen Charlotten laut aus, und war der
Mann alle Sorgen zu heben und alle augen¬
blicklichen Hindernisse bey Seite zu bringen.
Die Taufe sollte nicht lange aufgeschoben
werden. Der alte Geistliche, mit einem Fuß
schon im Grabe, sollte durch seinen Segen

Kind auf das herzlichſte begruͤßte. Schon
bey den Anſtalten zur Verheiratung ihrer
Tochter war Charlotten die Abweſenheit ihres
Gemahls hoͤchſt fuͤhlbar geweſen; nun ſollte
der Vater auch bey der Geburt des Sohnes
nicht gegenwaͤrtig ſeyn; er ſollte den Namen
nicht beſtimmen, bey dem man ihn kuͤnftig
rufen wuͤrde.

Der erſte von allen Freunden die ſich
gluͤckwuͤnſchend ſehen ließen, war Mittler, der
ſeine Kundſchafter ausgeſtellt hatte um von
dieſem Ereigniß ſogleich Nachricht zu erhal¬
ten. Er fand ſich ein und zwar ſehr behag¬
lich. Kaum daß er ſeinen Triumph in Ge¬
genwart Ottiliens verbarg, ſo ſprach er ſich
gegen Charlotten laut aus, und war der
Mann alle Sorgen zu heben und alle augen¬
blicklichen Hinderniſſe bey Seite zu bringen.
Die Taufe ſollte nicht lange aufgeſchoben
werden. Der alte Geiſtliche, mit einem Fuß
ſchon im Grabe, ſollte durch ſeinen Segen

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[160/0163] Kind auf das herzlichſte begruͤßte. Schon bey den Anſtalten zur Verheiratung ihrer Tochter war Charlotten die Abweſenheit ihres Gemahls hoͤchſt fuͤhlbar geweſen; nun ſollte der Vater auch bey der Geburt des Sohnes nicht gegenwaͤrtig ſeyn; er ſollte den Namen nicht beſtimmen, bey dem man ihn kuͤnftig rufen wuͤrde. Der erſte von allen Freunden die ſich gluͤckwuͤnſchend ſehen ließen, war Mittler, der ſeine Kundſchafter ausgeſtellt hatte um von dieſem Ereigniß ſogleich Nachricht zu erhal¬ ten. Er fand ſich ein und zwar ſehr behag¬ lich. Kaum daß er ſeinen Triumph in Ge¬ genwart Ottiliens verbarg, ſo ſprach er ſich gegen Charlotten laut aus, und war der Mann alle Sorgen zu heben und alle augen¬ blicklichen Hinderniſſe bey Seite zu bringen. Die Taufe ſollte nicht lange aufgeſchoben werden. Der alte Geiſtliche, mit einem Fuß ſchon im Grabe, ſollte durch ſeinen Segen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/163>, abgerufen am 22.11.2024.