sich ins Leben hinein, aber das Leben schmei¬ chelt uns nicht. Wie viel Menschen mögen denn das freywillig zugestehen, was sie am Ende doch müssen? Lassen wir aber diese Betrachtungen, die uns hier nicht berühren.
Ich preise Sie glücklich, daß Sie bey Ihren Zöglingen ein richtiges Verfahren an¬ wenden können. Wenn Ihre kleinsten Mäd¬ chen sich mit Puppen herumtragen und eini¬ ge Läppchen für sie zusammenflicken; wenn ältere Geschwister alsdann für die jüngeren sorgen, und das Haus sich in sich selbst be¬ dient und aufhilft: dann ist der weitere Schritt ins Leben nicht groß, und ein solches Mädchen findet bey ihrem Gatten, was sie bey ihren Aeltern verließ.
Aber in den gebildeten Ständen ist die Aufgabe sehr verwickelt. Wir haben auf hö¬ here, zartere, feinere, besonders auf gesell¬
ſich ins Leben hinein, aber das Leben ſchmei¬ chelt uns nicht. Wie viel Menſchen moͤgen denn das freywillig zugeſtehen, was ſie am Ende doch muͤſſen? Laſſen wir aber dieſe Betrachtungen, die uns hier nicht beruͤhren.
Ich preiſe Sie gluͤcklich, daß Sie bey Ihren Zoͤglingen ein richtiges Verfahren an¬ wenden koͤnnen. Wenn Ihre kleinſten Maͤd¬ chen ſich mit Puppen herumtragen und eini¬ ge Laͤppchen fuͤr ſie zuſammenflicken; wenn aͤltere Geſchwiſter alsdann fuͤr die juͤngeren ſorgen, und das Haus ſich in ſich ſelbſt be¬ dient und aufhilft: dann iſt der weitere Schritt ins Leben nicht groß, und ein ſolches Maͤdchen findet bey ihrem Gatten, was ſie bey ihren Aeltern verließ.
Aber in den gebildeten Staͤnden iſt die Aufgabe ſehr verwickelt. Wir haben auf hoͤ¬ here, zartere, feinere, beſonders auf geſell¬
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ſich ins Leben hinein, aber das Leben ſchmei¬
chelt uns nicht. Wie viel Menſchen moͤgen
denn das freywillig zugeſtehen, was ſie am
Ende doch muͤſſen? Laſſen wir aber dieſe
Betrachtungen, die uns hier nicht beruͤhren.
Ich preiſe Sie gluͤcklich, daß Sie bey
Ihren Zoͤglingen ein richtiges Verfahren an¬
wenden koͤnnen. Wenn Ihre kleinſten Maͤd¬
chen ſich mit Puppen herumtragen und eini¬
ge Laͤppchen fuͤr ſie zuſammenflicken; wenn
aͤltere Geſchwiſter alsdann fuͤr die juͤngeren
ſorgen, und das Haus ſich in ſich ſelbſt be¬
dient und aufhilft: dann iſt der weitere
Schritt ins Leben nicht groß, und ein ſolches
Maͤdchen findet bey ihrem Gatten, was ſie
bey ihren Aeltern verließ.
Aber in den gebildeten Staͤnden iſt die
Aufgabe ſehr verwickelt. Wir haben auf hoͤ¬
here, zartere, feinere, beſonders auf geſell¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/139>, abgerufen am 05.05.2024.
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