Auf diese Weise wäret Ihr Frauen wohl unüberwindlich, versetzte Eduard: erst verstän¬ dig, daß man nicht widersprechen kann, liebe¬ voll, daß man sich gern hingiebt, gefühlvoll, daß man Euch nicht weh thun mag, ahndungs¬ voll, daß man erschrickt.
Ich bin nicht abergläubisch, versetzte Char¬ lotte, und gebe nichts auf diese dunklen An¬ regungen, insofern sie nur solche wären; aber es sind meistentheils unbewußte Erinnerungen glücklicher und unglücklicher Folgen, die wir an eigenen oder fremden Handlungen erlebt haben. Nichts ist bedeutender in jedem Zu¬ stande, als die Dazwischenkunft eines Dritten. Ich habe Freunde gesehen, Geschwister, Lie¬ bende, Gatten, deren Verhältniß durch den zufälligen oder gewählten Hinzutritt einer neuen Person ganz und gar verändert, deren Lage völlig umgekehrt worden.
Das kann wohl geschehen, versetzte Edu¬
Auf dieſe Weiſe waͤret Ihr Frauen wohl unuͤberwindlich, verſetzte Eduard: erſt verſtaͤn¬ dig, daß man nicht widerſprechen kann, liebe¬ voll, daß man ſich gern hingiebt, gefuͤhlvoll, daß man Euch nicht weh thun mag, ahndungs¬ voll, daß man erſchrickt.
Ich bin nicht aberglaͤubiſch, verſetzte Char¬ lotte, und gebe nichts auf dieſe dunklen An¬ regungen, inſofern ſie nur ſolche waͤren; aber es ſind meiſtentheils unbewußte Erinnerungen gluͤcklicher und ungluͤcklicher Folgen, die wir an eigenen oder fremden Handlungen erlebt haben. Nichts iſt bedeutender in jedem Zu¬ ſtande, als die Dazwiſchenkunft eines Dritten. Ich habe Freunde geſehen, Geſchwiſter, Lie¬ bende, Gatten, deren Verhaͤltniß durch den zufaͤlligen oder gewaͤhlten Hinzutritt einer neuen Perſon ganz und gar veraͤndert, deren Lage voͤllig umgekehrt worden.
Das kann wohl geſchehen, verſetzte Edu¬
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Auf dieſe Weiſe waͤret Ihr Frauen wohl
unuͤberwindlich, verſetzte Eduard: erſt verſtaͤn¬
dig, daß man nicht widerſprechen kann, liebe¬
voll, daß man ſich gern hingiebt, gefuͤhlvoll,
daß man Euch nicht weh thun mag, ahndungs¬
voll, daß man erſchrickt.
Ich bin nicht aberglaͤubiſch, verſetzte Char¬
lotte, und gebe nichts auf dieſe dunklen An¬
regungen, inſofern ſie nur ſolche waͤren; aber
es ſind meiſtentheils unbewußte Erinnerungen
gluͤcklicher und ungluͤcklicher Folgen, die wir
an eigenen oder fremden Handlungen erlebt
haben. Nichts iſt bedeutender in jedem Zu¬
ſtande, als die Dazwiſchenkunft eines Dritten.
Ich habe Freunde geſehen, Geſchwiſter, Lie¬
bende, Gatten, deren Verhaͤltniß durch den
zufaͤlligen oder gewaͤhlten Hinzutritt einer
neuen Perſon ganz und gar veraͤndert, deren
Lage voͤllig umgekehrt worden.
Das kann wohl geſchehen, verſetzte Edu¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/23>, abgerufen am 21.11.2024.
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