man ihn leicht zu dem unglücklichen Entschluß drängen konnte, zu reisen, sich zu entfernen, sich von ihr zu entwöhnen.
Eduard nickte der Baronesse zu und schien dankbar für ihre Vorsprache.
Und dann muß ich eins, fuhr sie fort, zu Charlottens Entschuldigung beyfügen: der Mann der zu jener Zeit um sie warb, hatte sich schon lange durch Neigung zu ihr aus¬ gezeichnet und war, wenn man ihn näher kannte, gewiß liebenswürdiger als ihr andern gern zugestehen mögt.
Liebe Freundinn, versetzte der Graf etwas lebhaft: bekennen wir nur, daß er Ihnen nicht ganz gleichgültig war, und daß Char¬ lotte von Ihnen mehr zu befürchten hatte als von einer andern. Ich finde das einen sehr hübschen Zug an den Frauen, daß sie ihre Anhänglichkeit an irgend einen Mann so lange
man ihn leicht zu dem ungluͤcklichen Entſchluß draͤngen konnte, zu reiſen, ſich zu entfernen, ſich von ihr zu entwoͤhnen.
Eduard nickte der Baroneſſe zu und ſchien dankbar fuͤr ihre Vorſprache.
Und dann muß ich eins, fuhr ſie fort, zu Charlottens Entſchuldigung beyfuͤgen: der Mann der zu jener Zeit um ſie warb, hatte ſich ſchon lange durch Neigung zu ihr aus¬ gezeichnet und war, wenn man ihn naͤher kannte, gewiß liebenswuͤrdiger als ihr andern gern zugeſtehen moͤgt.
Liebe Freundinn, verſetzte der Graf etwas lebhaft: bekennen wir nur, daß er Ihnen nicht ganz gleichguͤltig war, und daß Char¬ lotte von Ihnen mehr zu befuͤrchten hatte als von einer andern. Ich finde das einen ſehr huͤbſchen Zug an den Frauen, daß ſie ihre Anhaͤnglichkeit an irgend einen Mann ſo lange
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man ihn leicht zu dem ungluͤcklichen Entſchluß
draͤngen konnte, zu reiſen, ſich zu entfernen,
ſich von ihr zu entwoͤhnen.
Eduard nickte der Baroneſſe zu und ſchien
dankbar fuͤr ihre Vorſprache.
Und dann muß ich eins, fuhr ſie fort,
zu Charlottens Entſchuldigung beyfuͤgen: der
Mann der zu jener Zeit um ſie warb, hatte
ſich ſchon lange durch Neigung zu ihr aus¬
gezeichnet und war, wenn man ihn naͤher
kannte, gewiß liebenswuͤrdiger als ihr andern
gern zugeſtehen moͤgt.
Liebe Freundinn, verſetzte der Graf etwas
lebhaft: bekennen wir nur, daß er Ihnen
nicht ganz gleichguͤltig war, und daß Char¬
lotte von Ihnen mehr zu befuͤrchten hatte als
von einer andern. Ich finde das einen ſehr
huͤbſchen Zug an den Frauen, daß ſie ihre
Anhaͤnglichkeit an irgend einen Mann ſo lange
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/189>, abgerufen am 23.11.2024.
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