noch fortsetzen, ja durch keine Art von Tren¬ nung stören oder aufheben lassen.
Diese gute Eigenschaft besitzen vielleicht die Männer noch mehr, versetzte die Baro¬ nesse; wenigstens an Ihnen, lieber Graf, habe ich bemerkt, daß Niemand mehr Ge¬ walt über Sie hat als ein Frauenzimmer dem Sie früher geneigt waren. So habe ich gesehen, daß Sie auf die Vorsprache ei¬ ner solchen sich mehr Mühe gaben, um et¬ was auszuwirken, als vielleicht die Freun¬ dinn des Augenblicks von Ihnen erlangt hätte.
Einen solchen Vorwurf darf man sich wohl gefallen lassen, versetzte der Graf; doch was Charlottens ersten Gemahl betrifft, so konnte ich ihn deshalb nicht leiden, weil er mir das schöne Paar auseinander sprengte, ein wahrhaft prädestinirtes Paar, das ein¬ mal zusammengegeben weder fünf Jahre zu
noch fortſetzen, ja durch keine Art von Tren¬ nung ſtoͤren oder aufheben laſſen.
Dieſe gute Eigenſchaft beſitzen vielleicht die Maͤnner noch mehr, verſetzte die Baro¬ neſſe; wenigſtens an Ihnen, lieber Graf, habe ich bemerkt, daß Niemand mehr Ge¬ walt uͤber Sie hat als ein Frauenzimmer dem Sie fruͤher geneigt waren. So habe ich geſehen, daß Sie auf die Vorſprache ei¬ ner ſolchen ſich mehr Muͤhe gaben, um et¬ was auszuwirken, als vielleicht die Freun¬ dinn des Augenblicks von Ihnen erlangt haͤtte.
Einen ſolchen Vorwurf darf man ſich wohl gefallen laſſen, verſetzte der Graf; doch was Charlottens erſten Gemahl betrifft, ſo konnte ich ihn deshalb nicht leiden, weil er mir das ſchoͤne Paar auseinander ſprengte, ein wahrhaft praͤdeſtinirtes Paar, das ein¬ mal zuſammengegeben weder fuͤnf Jahre zu
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0190"n="185"/>
noch fortſetzen, ja durch keine Art von Tren¬<lb/>
nung ſtoͤren oder aufheben laſſen.</p><lb/><p>Dieſe gute Eigenſchaft beſitzen vielleicht<lb/>
die Maͤnner noch mehr, verſetzte die Baro¬<lb/>
neſſe; wenigſtens an Ihnen, lieber Graf,<lb/>
habe ich bemerkt, daß Niemand mehr Ge¬<lb/>
walt uͤber Sie hat als ein Frauenzimmer<lb/>
dem Sie fruͤher geneigt waren. So habe<lb/>
ich geſehen, daß Sie auf die Vorſprache ei¬<lb/>
ner ſolchen ſich mehr Muͤhe gaben, um et¬<lb/>
was auszuwirken, als vielleicht die Freun¬<lb/>
dinn des Augenblicks von Ihnen erlangt<lb/>
haͤtte.</p><lb/><p>Einen ſolchen Vorwurf darf man ſich<lb/>
wohl gefallen laſſen, verſetzte der Graf;<lb/>
doch was Charlottens erſten Gemahl betrifft,<lb/>ſo konnte ich ihn deshalb nicht leiden, weil er<lb/>
mir das ſchoͤne Paar auseinander ſprengte,<lb/>
ein wahrhaft praͤdeſtinirtes Paar, das ein¬<lb/>
mal zuſammengegeben weder fuͤnf Jahre zu<lb/></p></div></body></text></TEI>
[185/0190]
noch fortſetzen, ja durch keine Art von Tren¬
nung ſtoͤren oder aufheben laſſen.
Dieſe gute Eigenſchaft beſitzen vielleicht
die Maͤnner noch mehr, verſetzte die Baro¬
neſſe; wenigſtens an Ihnen, lieber Graf,
habe ich bemerkt, daß Niemand mehr Ge¬
walt uͤber Sie hat als ein Frauenzimmer
dem Sie fruͤher geneigt waren. So habe
ich geſehen, daß Sie auf die Vorſprache ei¬
ner ſolchen ſich mehr Muͤhe gaben, um et¬
was auszuwirken, als vielleicht die Freun¬
dinn des Augenblicks von Ihnen erlangt
haͤtte.
Einen ſolchen Vorwurf darf man ſich
wohl gefallen laſſen, verſetzte der Graf;
doch was Charlottens erſten Gemahl betrifft,
ſo konnte ich ihn deshalb nicht leiden, weil er
mir das ſchoͤne Paar auseinander ſprengte,
ein wahrhaft praͤdeſtinirtes Paar, das ein¬
mal zuſammengegeben weder fuͤnf Jahre zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/190>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.