Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

ten Weise das Gespräch abzulenken; da sie es
nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie
alles so gut eingerichtet hatte um nicht auf¬
stehen zu dürfen. Das ruhig aufmerksame
Kind verstand sich mit dem Haushofmeister
durch Blick und Wink, daß alles auf das
trefflichste gerieth, obgleich ein paar neue un¬
geschickte Bedienten in der Livree staken.

Und so fuhr der Graf, Charlottens Ab¬
lenken nicht empfindend, über diesen Gegen¬
stand sich zu äußern fort. Ihm, der sonst
nicht gewohnt war im Gespräch irgend lästig
zu seyn, lastete diese Sache zu sehr auf dem
Herzen, und die Schwierigkeiten, sich von
seiner Gemahlinn getrennt zu sehen, machten
ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬
dung betraf, die er doch selbst mit der Baro¬
nesse so eifrig wünschte.

Jener Freund, so fuhr er fort, that noch
einen andern Gesetzvorschlag. Eine Ehe sollte

12 *

ten Weiſe das Geſpraͤch abzulenken; da ſie es
nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie
alles ſo gut eingerichtet hatte um nicht auf¬
ſtehen zu duͤrfen. Das ruhig aufmerkſame
Kind verſtand ſich mit dem Haushofmeiſter
durch Blick und Wink, daß alles auf das
trefflichſte gerieth, obgleich ein paar neue un¬
geſchickte Bedienten in der Livree ſtaken.

Und ſo fuhr der Graf, Charlottens Ab¬
lenken nicht empfindend, uͤber dieſen Gegen¬
ſtand ſich zu aͤußern fort. Ihm, der ſonſt
nicht gewohnt war im Geſpraͤch irgend laͤſtig
zu ſeyn, laſtete dieſe Sache zu ſehr auf dem
Herzen, und die Schwierigkeiten, ſich von
ſeiner Gemahlinn getrennt zu ſehen, machten
ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬
dung betraf, die er doch ſelbſt mit der Baro¬
neſſe ſo eifrig wuͤnſchte.

Jener Freund, ſo fuhr er fort, that noch
einen andern Geſetzvorſchlag. Eine Ehe ſollte

12 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0184" n="179"/>
ten Wei&#x017F;e das Ge&#x017F;pra&#x0364;ch abzulenken; da &#x017F;ie es<lb/>
nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie<lb/>
alles &#x017F;o gut eingerichtet hatte um nicht auf¬<lb/>
&#x017F;tehen zu du&#x0364;rfen. Das ruhig aufmerk&#x017F;ame<lb/>
Kind ver&#x017F;tand &#x017F;ich mit dem Haushofmei&#x017F;ter<lb/>
durch Blick und Wink, daß alles auf das<lb/>
trefflich&#x017F;te gerieth, obgleich ein paar neue un¬<lb/>
ge&#x017F;chickte Bedienten in der Livree &#x017F;taken.</p><lb/>
        <p>Und &#x017F;o fuhr der Graf, Charlottens Ab¬<lb/>
lenken nicht empfindend, u&#x0364;ber die&#x017F;en Gegen¬<lb/>
&#x017F;tand &#x017F;ich zu a&#x0364;ußern fort. Ihm, der &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
nicht gewohnt war im Ge&#x017F;pra&#x0364;ch irgend la&#x0364;&#x017F;tig<lb/>
zu &#x017F;eyn, la&#x017F;tete die&#x017F;e Sache zu &#x017F;ehr auf dem<lb/>
Herzen, und die Schwierigkeiten, &#x017F;ich von<lb/>
&#x017F;einer Gemahlinn getrennt zu &#x017F;ehen, machten<lb/>
ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬<lb/>
dung betraf, die er doch &#x017F;elb&#x017F;t mit der Baro¬<lb/>
ne&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o eifrig wu&#x0364;n&#x017F;chte.</p><lb/>
        <p>Jener Freund, &#x017F;o fuhr er fort, that noch<lb/>
einen andern Ge&#x017F;etzvor&#x017F;chlag. Eine Ehe &#x017F;ollte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">12 *<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0184] ten Weiſe das Geſpraͤch abzulenken; da ſie es nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie alles ſo gut eingerichtet hatte um nicht auf¬ ſtehen zu duͤrfen. Das ruhig aufmerkſame Kind verſtand ſich mit dem Haushofmeiſter durch Blick und Wink, daß alles auf das trefflichſte gerieth, obgleich ein paar neue un¬ geſchickte Bedienten in der Livree ſtaken. Und ſo fuhr der Graf, Charlottens Ab¬ lenken nicht empfindend, uͤber dieſen Gegen¬ ſtand ſich zu aͤußern fort. Ihm, der ſonſt nicht gewohnt war im Geſpraͤch irgend laͤſtig zu ſeyn, laſtete dieſe Sache zu ſehr auf dem Herzen, und die Schwierigkeiten, ſich von ſeiner Gemahlinn getrennt zu ſehen, machten ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬ dung betraf, die er doch ſelbſt mit der Baro¬ neſſe ſo eifrig wuͤnſchte. Jener Freund, ſo fuhr er fort, that noch einen andern Geſetzvorſchlag. Eine Ehe ſollte 12 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/184
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/184>, abgerufen am 06.05.2024.