ten Weise das Gespräch abzulenken; da sie es nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie alles so gut eingerichtet hatte um nicht auf¬ stehen zu dürfen. Das ruhig aufmerksame Kind verstand sich mit dem Haushofmeister durch Blick und Wink, daß alles auf das trefflichste gerieth, obgleich ein paar neue un¬ geschickte Bedienten in der Livree staken.
Und so fuhr der Graf, Charlottens Ab¬ lenken nicht empfindend, über diesen Gegen¬ stand sich zu äußern fort. Ihm, der sonst nicht gewohnt war im Gespräch irgend lästig zu seyn, lastete diese Sache zu sehr auf dem Herzen, und die Schwierigkeiten, sich von seiner Gemahlinn getrennt zu sehen, machten ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬ dung betraf, die er doch selbst mit der Baro¬ nesse so eifrig wünschte.
Jener Freund, so fuhr er fort, that noch einen andern Gesetzvorschlag. Eine Ehe sollte
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ten Weiſe das Geſpraͤch abzulenken; da ſie es nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie alles ſo gut eingerichtet hatte um nicht auf¬ ſtehen zu duͤrfen. Das ruhig aufmerkſame Kind verſtand ſich mit dem Haushofmeiſter durch Blick und Wink, daß alles auf das trefflichſte gerieth, obgleich ein paar neue un¬ geſchickte Bedienten in der Livree ſtaken.
Und ſo fuhr der Graf, Charlottens Ab¬ lenken nicht empfindend, uͤber dieſen Gegen¬ ſtand ſich zu aͤußern fort. Ihm, der ſonſt nicht gewohnt war im Geſpraͤch irgend laͤſtig zu ſeyn, laſtete dieſe Sache zu ſehr auf dem Herzen, und die Schwierigkeiten, ſich von ſeiner Gemahlinn getrennt zu ſehen, machten ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬ dung betraf, die er doch ſelbſt mit der Baro¬ neſſe ſo eifrig wuͤnſchte.
Jener Freund, ſo fuhr er fort, that noch einen andern Geſetzvorſchlag. Eine Ehe ſollte
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ten Weiſe das Geſpraͤch abzulenken; da ſie es
nicht vermochte, that es ihr leid, daß Ottilie
alles ſo gut eingerichtet hatte um nicht auf¬
ſtehen zu duͤrfen. Das ruhig aufmerkſame
Kind verſtand ſich mit dem Haushofmeiſter
durch Blick und Wink, daß alles auf das
trefflichſte gerieth, obgleich ein paar neue un¬
geſchickte Bedienten in der Livree ſtaken.
Und ſo fuhr der Graf, Charlottens Ab¬
lenken nicht empfindend, uͤber dieſen Gegen¬
ſtand ſich zu aͤußern fort. Ihm, der ſonſt
nicht gewohnt war im Geſpraͤch irgend laͤſtig
zu ſeyn, laſtete dieſe Sache zu ſehr auf dem
Herzen, und die Schwierigkeiten, ſich von
ſeiner Gemahlinn getrennt zu ſehen, machten
ihn bitter gegen alles was eheliche Verbin¬
dung betraf, die er doch ſelbſt mit der Baro¬
neſſe ſo eifrig wuͤnſchte.
Jener Freund, ſo fuhr er fort, that noch
einen andern Geſetzvorſchlag. Eine Ehe ſollte
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/184>, abgerufen am 23.11.2024.
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