Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

denen sie entgegen zu gehen nicht verfehlen woll¬
ten, sagte Eduard: wer reitet denn so lang¬
sam dort die Straße her? Der Hauptmann
beschrieb die Figur des Reiters genauer. So
ist er's doch, sagte Eduard: denn das Ein¬
zelne, das du besser siehst als ich, paßt sehr
gut zu dem Ganzen, das ich recht wohl sehe.
Es ist Mittler. Wie kommt er aber dazu,
langsam und so langsam zu reiten?

Die Figur kam näher und Mittler war
es wirklich. Man empfing ihn freundlich, als
er langsam die Treppe heraufstieg. Warum
sind Sie nicht gestern gekommen? rief ihm
Eduard entgegen.

Laute Feste lieb' ich nicht, versetzte jener.
Heute komm' ich aber den Geburtstag mei¬
ner Freundinn mit Euch im Stillen nachzu¬
feyern.

Wie können Sie denn so viel Zeit gewin¬
nen? fragte Eduard scherzend.

denen ſie entgegen zu gehen nicht verfehlen woll¬
ten, ſagte Eduard: wer reitet denn ſo lang¬
ſam dort die Straße her? Der Hauptmann
beſchrieb die Figur des Reiters genauer. So
iſt er's doch, ſagte Eduard: denn das Ein¬
zelne, das du beſſer ſiehſt als ich, paßt ſehr
gut zu dem Ganzen, das ich recht wohl ſehe.
Es iſt Mittler. Wie kommt er aber dazu,
langſam und ſo langſam zu reiten?

Die Figur kam naͤher und Mittler war
es wirklich. Man empfing ihn freundlich, als
er langſam die Treppe heraufſtieg. Warum
ſind Sie nicht geſtern gekommen? rief ihm
Eduard entgegen.

Laute Feſte lieb' ich nicht, verſetzte jener.
Heute komm' ich aber den Geburtstag mei¬
ner Freundinn mit Euch im Stillen nachzu¬
feyern.

Wie koͤnnen Sie denn ſo viel Zeit gewin¬
nen? fragte Eduard ſcherzend.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="167"/>
denen &#x017F;ie entgegen zu gehen nicht verfehlen woll¬<lb/>
ten, &#x017F;agte Eduard: wer reitet denn &#x017F;o lang¬<lb/>
&#x017F;am dort die Straße her? Der Hauptmann<lb/>
be&#x017F;chrieb die Figur des Reiters genauer. So<lb/>
i&#x017F;t er's doch, &#x017F;agte Eduard: denn das Ein¬<lb/>
zelne, das du be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ieh&#x017F;t als ich, paßt &#x017F;ehr<lb/>
gut zu dem Ganzen, das ich recht wohl &#x017F;ehe.<lb/>
Es i&#x017F;t Mittler. Wie kommt er aber dazu,<lb/>
lang&#x017F;am und &#x017F;o lang&#x017F;am zu reiten?</p><lb/>
        <p>Die Figur kam na&#x0364;her und Mittler war<lb/>
es wirklich. Man empfing ihn freundlich, als<lb/>
er lang&#x017F;am die Treppe herauf&#x017F;tieg. Warum<lb/>
&#x017F;ind Sie nicht ge&#x017F;tern gekommen? rief ihm<lb/>
Eduard entgegen.</p><lb/>
        <p>Laute Fe&#x017F;te lieb' ich nicht, ver&#x017F;etzte jener.<lb/>
Heute komm' ich aber den Geburtstag mei¬<lb/>
ner Freundinn mit Euch im Stillen nachzu¬<lb/>
feyern.</p><lb/>
        <p>Wie ko&#x0364;nnen Sie denn &#x017F;o viel Zeit gewin¬<lb/>
nen? fragte Eduard &#x017F;cherzend.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0172] denen ſie entgegen zu gehen nicht verfehlen woll¬ ten, ſagte Eduard: wer reitet denn ſo lang¬ ſam dort die Straße her? Der Hauptmann beſchrieb die Figur des Reiters genauer. So iſt er's doch, ſagte Eduard: denn das Ein¬ zelne, das du beſſer ſiehſt als ich, paßt ſehr gut zu dem Ganzen, das ich recht wohl ſehe. Es iſt Mittler. Wie kommt er aber dazu, langſam und ſo langſam zu reiten? Die Figur kam naͤher und Mittler war es wirklich. Man empfing ihn freundlich, als er langſam die Treppe heraufſtieg. Warum ſind Sie nicht geſtern gekommen? rief ihm Eduard entgegen. Laute Feſte lieb' ich nicht, verſetzte jener. Heute komm' ich aber den Geburtstag mei¬ ner Freundinn mit Euch im Stillen nachzu¬ feyern. Wie koͤnnen Sie denn ſo viel Zeit gewin¬ nen? fragte Eduard ſcherzend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/172
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/172>, abgerufen am 06.05.2024.