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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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Charlotten in bedeutender Unterhaltung, theil¬
nehmend an manchem neuentdeckten Plätzchen,
an mancher unerwarteten Aussicht, geruhig
der Spur jener rascheren Vorgänger.

Eines Tages leitete sie ihr Spazirgang
durch die Schloßpforte des rechten Flügels
hinunter nach dem Gasthofe, über die Brücke
gegen die Teiche zu, an denen sie hingingen,
so weit man gewöhnlich das Wasser verfolgte,
dessen Ufer sodann von einem buschigen Hü¬
gel und weiterhin von Felsen eingeschlossen
aufhörte gangbar zu seyn.

Aber Eduard, dem von seinen Jagdwande¬
rungen her die Gegend bekannt war, drang mit
Ottilien auf einem bewachsenen Pfade weiter
vor, wohl wissend, daß die alte, zwischen Fel¬
sen versteckte Mühle nicht weit abliegen konnte.
Allein der wenig betretene Pfad verlor sich
bald, und sie fanden sich im dichten Gebüsch
zwischen moosigem Gestein verirrt, doch nicht

I. 9

Charlotten in bedeutender Unterhaltung, theil¬
nehmend an manchem neuentdeckten Plaͤtzchen,
an mancher unerwarteten Ausſicht, geruhig
der Spur jener raſcheren Vorgaͤnger.

Eines Tages leitete ſie ihr Spazirgang
durch die Schloßpforte des rechten Fluͤgels
hinunter nach dem Gaſthofe, uͤber die Bruͤcke
gegen die Teiche zu, an denen ſie hingingen,
ſo weit man gewoͤhnlich das Waſſer verfolgte,
deſſen Ufer ſodann von einem buſchigen Huͤ¬
gel und weiterhin von Felſen eingeſchloſſen
aufhoͤrte gangbar zu ſeyn.

Aber Eduard, dem von ſeinen Jagdwande¬
rungen her die Gegend bekannt war, drang mit
Ottilien auf einem bewachſenen Pfade weiter
vor, wohl wiſſend, daß die alte, zwiſchen Fel¬
ſen verſteckte Muͤhle nicht weit abliegen konnte.
Allein der wenig betretene Pfad verlor ſich
bald, und ſie fanden ſich im dichten Gebuͤſch
zwiſchen mooſigem Geſtein verirrt, doch nicht

I. 9
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[129/0134] Charlotten in bedeutender Unterhaltung, theil¬ nehmend an manchem neuentdeckten Plaͤtzchen, an mancher unerwarteten Ausſicht, geruhig der Spur jener raſcheren Vorgaͤnger. Eines Tages leitete ſie ihr Spazirgang durch die Schloßpforte des rechten Fluͤgels hinunter nach dem Gaſthofe, uͤber die Bruͤcke gegen die Teiche zu, an denen ſie hingingen, ſo weit man gewoͤhnlich das Waſſer verfolgte, deſſen Ufer ſodann von einem buſchigen Huͤ¬ gel und weiterhin von Felſen eingeſchloſſen aufhoͤrte gangbar zu ſeyn. Aber Eduard, dem von ſeinen Jagdwande¬ rungen her die Gegend bekannt war, drang mit Ottilien auf einem bewachſenen Pfade weiter vor, wohl wiſſend, daß die alte, zwiſchen Fel¬ ſen verſteckte Muͤhle nicht weit abliegen konnte. Allein der wenig betretene Pfad verlor ſich bald, und ſie fanden ſich im dichten Gebuͤſch zwiſchen mooſigem Geſtein verirrt, doch nicht I. 9

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/134>, abgerufen am 22.11.2024.