Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Uebel bekam es dem Wolfe! denn seinen Vor- Uebel bekam es dem Wolfe! denn seinen Vor- <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0465" n="457"/> <l>Uebel bekam es dem Wolfe! denn seinen Vor-<lb/><space dim="horizontal"/>theil benutzte</l><lb/> <l>Nun der Fuchs. Sobald er die schmerzlich<lb/><space dim="horizontal"/>thraͤnenden Augen</l><lb/> <l>Seines Feindes erblickte, begann er mit hef-<lb/><space dim="horizontal"/>tigen Spruͤngen,</l><lb/> <l>Mit gewaltigen Schlaͤgen auf ihn zu stuͤrmen,<lb/><space dim="horizontal"/>zu kratzen</l><lb/> <l>Und zu beißen, und immer die Augen ihm wie-<lb/><space dim="horizontal"/>der zu salben.</l><lb/> <l>Halb von Sinnen tappte der Wolf, da spot-<lb/><space dim="horizontal"/>tete seiner</l><lb/> <l>Reinecke dreister und sprach: Herr Wolf, ihr<lb/><space dim="horizontal"/>habt wohl vor Zeiten</l><lb/> <l>Manch unschuldiges Lamm verschlungen, in<lb/><space dim="horizontal"/>eurem Leben</l><lb/> <l>Manch unstraͤfliches Thier verzehrt: ich hoffe<lb/><space dim="horizontal"/>sie sollen</l><lb/> <l>Kuͤnftig Ruhe genießen; auf alle Faͤlle be-<lb/><space dim="horizontal"/>quemt ihr</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [457/0465]
Uebel bekam es dem Wolfe! denn seinen Vor-
theil benutzte
Nun der Fuchs. Sobald er die schmerzlich
thraͤnenden Augen
Seines Feindes erblickte, begann er mit hef-
tigen Spruͤngen,
Mit gewaltigen Schlaͤgen auf ihn zu stuͤrmen,
zu kratzen
Und zu beißen, und immer die Augen ihm wie-
der zu salben.
Halb von Sinnen tappte der Wolf, da spot-
tete seiner
Reinecke dreister und sprach: Herr Wolf, ihr
habt wohl vor Zeiten
Manch unschuldiges Lamm verschlungen, in
eurem Leben
Manch unstraͤfliches Thier verzehrt: ich hoffe
sie sollen
Kuͤnftig Ruhe genießen; auf alle Faͤlle be-
quemt ihr
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