Ungeschickt hielt sich Isegrim damals, er blu- tete, seufzte, Klagte mir vor; doch trieb ich ihn an, wir jagten zusammen, Fingen ein Kalb! Ihr liebt euch die Speise. Und als wir es brachten Fand sichs fett, ihr lachtet dazu, und sagtet zu meinem Lobe manch freundliches Wort, ich wäre, meyntet ihr, trefflich Auszusenden zur Stunde der Noth, und sagtet darneben: Theile das Kalb! da sprach ich: die Hälfte gehöret schon euer! Und die Hälfte gehört der Königinn; was sich im Leibe Findet, als Herz und Leber und Lunge, ge- höret wie billig, Euern Kindern; ich nehme die Füße, die lieb' ich zu nagen,
Ungeschickt hielt sich Isegrim damals, er blu- tete, seufzte, Klagte mir vor; doch trieb ich ihn an, wir jagten zusammen, Fingen ein Kalb! Ihr liebt euch die Speise. Und als wir es brachten Fand sichs fett, ihr lachtet dazu, und sagtet zu meinem Lobe manch freundliches Wort, ich waͤre, meyntet ihr, trefflich Auszusenden zur Stunde der Noth, und sagtet darneben: Theile das Kalb! da sprach ich: die Haͤlfte gehoͤret schon euer! Und die Haͤlfte gehoͤrt der Koͤniginn; was sich im Leibe Findet, als Herz und Leber und Lunge, ge- hoͤret wie billig, Euern Kindern; ich nehme die Fuͤße, die lieb' ich zu nagen,
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="26"><pbfacs="#f0399"n="391"/><l>Ungeschickt hielt sich Isegrim damals, er blu-<lb/><spacedim="horizontal"/>tete, seufzte,</l><lb/><l>Klagte mir vor; doch trieb ich ihn an, wir<lb/><spacedim="horizontal"/>jagten zusammen,</l><lb/><l>Fingen ein Kalb! Ihr liebt euch die Speise.<lb/><spacedim="horizontal"/>Und als wir es brachten</l><lb/><l>Fand sichs fett, ihr lachtet dazu, und sagtet<lb/><spacedim="horizontal"/>zu meinem</l><lb/><l>Lobe manch freundliches Wort, ich waͤre,<lb/><spacedim="horizontal"/>meyntet ihr, trefflich</l><lb/><l>Auszusenden zur Stunde der Noth, und sagtet<lb/><spacedim="horizontal"/>darneben:</l><lb/><l>Theile das Kalb! da sprach ich: die Haͤlfte<lb/><spacedim="horizontal"/>gehoͤret schon euer!</l><lb/><l>Und die Haͤlfte gehoͤrt der Koͤniginn; was sich<lb/><spacedim="horizontal"/>im Leibe</l><lb/><l>Findet, als Herz und Leber und Lunge, ge-<lb/><spacedim="horizontal"/>hoͤret wie billig,</l><lb/><l>Euern Kindern; ich nehme die Fuͤße, die lieb'<lb/><spacedim="horizontal"/>ich zu nagen,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[391/0399]
Ungeschickt hielt sich Isegrim damals, er blu-
tete, seufzte,
Klagte mir vor; doch trieb ich ihn an, wir
jagten zusammen,
Fingen ein Kalb! Ihr liebt euch die Speise.
Und als wir es brachten
Fand sichs fett, ihr lachtet dazu, und sagtet
zu meinem
Lobe manch freundliches Wort, ich waͤre,
meyntet ihr, trefflich
Auszusenden zur Stunde der Noth, und sagtet
darneben:
Theile das Kalb! da sprach ich: die Haͤlfte
gehoͤret schon euer!
Und die Haͤlfte gehoͤrt der Koͤniginn; was sich
im Leibe
Findet, als Herz und Leber und Lunge, ge-
hoͤret wie billig,
Euern Kindern; ich nehme die Fuͤße, die lieb'
ich zu nagen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/399>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.