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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Weil er eben ein Mönch zu werden gedächte.
   Das, meynt' er,

Wär ein Handwerk für ihn, und zog die Glok-
   ke. Das Läuten

Freut' ihn so sehr! Ich band ihm darauf die
   vordern Füße

Mit dem Seile zusammen, er war es zufrie-
   den und stand so,

Zog und erlustigte sich und schien das Läuten
   zu lernen.

Doch es sollt ihm die Kunst zu schlechter Eh-
   re gedeihen,

Denn er läutete zu wie toll und thörigt.
   Die Leute

Liefen eilig bestürzt aus allen Straßen zu-
   sammen,

Denn sie glaubten, es sey ein großes Unglück
   begegnet;

Kamen und fanden ihn da, und eh er sich
   eben erklärte,

Weil er eben ein Moͤnch zu werden gedaͤchte.
   Das, meynt' er,

Waͤr ein Handwerk fuͤr ihn, und zog die Glok-
   ke. Das Laͤuten

Freut' ihn so sehr! Ich band ihm darauf die
   vordern Fuͤße

Mit dem Seile zusammen, er war es zufrie-
   den und stand so,

Zog und erlustigte sich und schien das Laͤuten
   zu lernen.

Doch es sollt ihm die Kunst zu schlechter Eh-
   re gedeihen,

Denn er laͤutete zu wie toll und thoͤrigt.
   Die Leute

Liefen eilig bestuͤrzt aus allen Straßen zu-
   sammen,

Denn sie glaubten, es sey ein großes Ungluͤck
   begegnet;

Kamen und fanden ihn da, und eh er sich
   eben erklaͤrte,

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[101/0109] Weil er eben ein Moͤnch zu werden gedaͤchte. Das, meynt' er, Waͤr ein Handwerk fuͤr ihn, und zog die Glok- ke. Das Laͤuten Freut' ihn so sehr! Ich band ihm darauf die vordern Fuͤße Mit dem Seile zusammen, er war es zufrie- den und stand so, Zog und erlustigte sich und schien das Laͤuten zu lernen. Doch es sollt ihm die Kunst zu schlechter Eh- re gedeihen, Denn er laͤutete zu wie toll und thoͤrigt. Die Leute Liefen eilig bestuͤrzt aus allen Straßen zu- sammen, Denn sie glaubten, es sey ein großes Ungluͤck begegnet; Kamen und fanden ihn da, und eh er sich eben erklaͤrte,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/109>, abgerufen am 02.05.2024.