Und so klaget auch Henning mit Recht, ich raubt' ihm die Kinder Groß und klein, wie ich sie fand, und ließ sie mir schmecken. Selbst verschont ich des Königes nicht, und mancherley Tücken Uebt ich kühnlich an ihm und an der Köni- ginn selber; Spät verwindet sie's nur. Und weiter muß ich bekennen: Isegrim hab ich, den Wolf, mit allem Fleiße geschändet. Alles zu sagen fänd' ich nicht Zeit. So hab' ich ihn immer Scherzend Oheim genannt, und wir sind keine Verwandte. Einmal, es werden nun bald sechs Jahre, kam er nach Elkmar Zu mir ins Kloster, ich wohnte daselbst, und bat mich um Beystand,
Und so klaget auch Henning mit Recht, ich raubt' ihm die Kinder Groß und klein, wie ich sie fand, und ließ sie mir schmecken. Selbst verschont ich des Koͤniges nicht, und mancherley Tuͤcken Uebt ich kuͤhnlich an ihm und an der Koͤni- ginn selber; Spaͤt verwindet sie's nur. Und weiter muß ich bekennen: Isegrim hab ich, den Wolf, mit allem Fleiße geschaͤndet. Alles zu sagen faͤnd' ich nicht Zeit. So hab' ich ihn immer Scherzend Oheim genannt, und wir sind keine Verwandte. Einmal, es werden nun bald sechs Jahre, kam er nach Elkmar Zu mir ins Kloster, ich wohnte daselbst, und bat mich um Beystand,
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="8"><pbfacs="#f0108"n="100"/><l>Und so klaget auch Henning mit Recht, ich<lb/><spacedim="horizontal"/>raubt' ihm die Kinder</l><lb/><l>Groß und klein, wie ich sie fand, und ließ<lb/><spacedim="horizontal"/>sie mir schmecken.</l><lb/><l>Selbst verschont ich des Koͤniges nicht, und<lb/><spacedim="horizontal"/>mancherley Tuͤcken</l><lb/><l>Uebt ich kuͤhnlich an ihm und an der Koͤni-<lb/><spacedim="horizontal"/>ginn selber;</l><lb/><l>Spaͤt verwindet sie's nur. Und weiter muß<lb/><spacedim="horizontal"/>ich bekennen:</l><lb/><l>Isegrim hab ich, den Wolf, mit allem Fleiße<lb/><spacedim="horizontal"/>geschaͤndet.</l><lb/><l>Alles zu sagen faͤnd' ich nicht Zeit. So hab'<lb/><spacedim="horizontal"/>ich ihn immer</l><lb/><l>Scherzend Oheim genannt, und wir sind keine<lb/><spacedim="horizontal"/>Verwandte.</l><lb/><l>Einmal, es werden nun bald sechs Jahre,<lb/><spacedim="horizontal"/>kam er nach Elkmar</l><lb/><l>Zu mir ins Kloster, ich wohnte daselbst, und<lb/><spacedim="horizontal"/>bat mich um Beystand,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[100/0108]
Und so klaget auch Henning mit Recht, ich
raubt' ihm die Kinder
Groß und klein, wie ich sie fand, und ließ
sie mir schmecken.
Selbst verschont ich des Koͤniges nicht, und
mancherley Tuͤcken
Uebt ich kuͤhnlich an ihm und an der Koͤni-
ginn selber;
Spaͤt verwindet sie's nur. Und weiter muß
ich bekennen:
Isegrim hab ich, den Wolf, mit allem Fleiße
geschaͤndet.
Alles zu sagen faͤnd' ich nicht Zeit. So hab'
ich ihn immer
Scherzend Oheim genannt, und wir sind keine
Verwandte.
Einmal, es werden nun bald sechs Jahre,
kam er nach Elkmar
Zu mir ins Kloster, ich wohnte daselbst, und
bat mich um Beystand,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/108>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.