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Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

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stellen uns die glockenförmigen oder sogenannten
einblätterigen Kelche dar, welche mehr oder weniger
von oben herein eingeschnitten, oder getheilt,
uns ihren zusammengesezten Ursprung deutlich
zeigen. Wir können uns durch den Augenschein
hiervon belehren, wenn wir eine Anzahl tief
eingeschnittener Kelche gegen mehrblätterige
halten; besonders wenn wir die Kelche mancher
Strahlenblumen genau betrachten. So werden wir
zum Exempel sehen, dass ein Kelch der Calendel,
welcher in der systematischen Beschreibung als
einfach und vielgetheilt aufgeführt wird, aus mehreren
zusammen und übereinander gewachsenen Blät-
tern bestehe, zu welchen sich, wie schon oben
gesagt, zusammengezogene Stammblätter gleichsam
hinzuschleichen.

§. 37.

Bey vielen Pflanzen ist die Zahl und die
Gestalt in welcher die Kelchblätter, entweder
einzeln oder zusammengewachsen, um die Axe
des Stiels gereihet werden, beständig, so wie die
übrigen folgenden Theile. Auf dieser Beständigkeit
beruhet gröstentheils die Zunahme, die Sicherheit,
die Ehre der botanischen Wissenschaft, welche


ſtellen uns die glockenförmigen oder ſogenannten
einblätterigen Kelche dar, welche mehr oder weniger
von oben herein eingeſchnitten, oder getheilt,
uns ihren zuſammengeſezten Urſprung deutlich
zeigen. Wir können uns durch den Augenſchein
hiervon belehren, wenn wir eine Anzahl tief
eingeſchnittener Kelche gegen mehrblätterige
halten; beſonders wenn wir die Kelche mancher
Strahlenblumen genau betrachten. So werden wir
zum Exempel ſehen, daſs ein Kelch der Calendel,
welcher in der ſyſtematiſchen Beſchreibung als
einfach und vielgetheilt aufgeführt wird, aus mehreren
zuſammen und übereinander gewachſenen Blät-
tern beſtehe, zu welchen ſich, wie ſchon oben
geſagt, zuſammengezogene Stammblätter gleichſam
hinzuſchleichen.

§. 37.

Bey vielen Pflanzen iſt die Zahl und die
Geſtalt in welcher die Kelchblätter, entweder
einzeln oder zuſammengewachſen, um die Axe
des Stiels gereihet werden, beſtändig, ſo wie die
übrigen folgenden Theile. Auf dieſer Beſtändigkeit
beruhet gröſtentheils die Zunahme, die Sicherheit,
die Ehre der botaniſchen Wiſſenſchaft, welche

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[24/0039] ſtellen uns die glockenförmigen oder ſogenannten einblätterigen Kelche dar, welche mehr oder weniger von oben herein eingeſchnitten, oder getheilt, uns ihren zuſammengeſezten Urſprung deutlich zeigen. Wir können uns durch den Augenſchein hiervon belehren, wenn wir eine Anzahl tief eingeſchnittener Kelche gegen mehrblätterige halten; beſonders wenn wir die Kelche mancher Strahlenblumen genau betrachten. So werden wir zum Exempel ſehen, daſs ein Kelch der Calendel, welcher in der ſyſtematiſchen Beſchreibung als einfach und vielgetheilt aufgeführt wird, aus mehreren zuſammen und übereinander gewachſenen Blät- tern beſtehe, zu welchen ſich, wie ſchon oben geſagt, zuſammengezogene Stammblätter gleichſam hinzuſchleichen. §. 37. Bey vielen Pflanzen iſt die Zahl und die Geſtalt in welcher die Kelchblätter, entweder einzeln oder zuſammengewachſen, um die Axe des Stiels gereihet werden, beſtändig, ſo wie die übrigen folgenden Theile. Auf dieſer Beſtändigkeit beruhet gröſtentheils die Zunahme, die Sicherheit, die Ehre der botaniſchen Wiſſenſchaft, welche

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/39>, abgerufen am 23.11.2024.