Es war eine Welt, es war ein Himmel, der den Beschauenden an dieser Stätte um¬ gab, und außer den Gedanken, welche jene gebildeten Gestalten erregten, außer den Empfindungen, welche sie einflößten, schien noch etwas anders gegenwärtig zu seyn, wo¬ von der ganze Mensch sich angegriffen fühlte. Auch Wilhelm bemerkte es, ohne sich davon Rechenschaft geben zu können. Was ist das? rief er aus, das, unabhängig von aller Bedeutung, frey von allem Mitgefühl, das uns menschliche Begebenheiten und Schick¬ sale einflößen, so stark und zugleich so an¬ muthig auf mich zu wirken vermag? Es spricht aus dem Ganzen, es spricht aus je¬ dem Theile mich an, ohne daß ich jenes be¬ greifen, ohne daß ich diese mir besonders zueignen könnte! Welchen Zauber ahnd' ich in diesen Flächen, diesen Linien, diesen Hö¬ hen und Breiten, diesen Massen und Far¬
Es war eine Welt, es war ein Himmel, der den Beſchauenden an dieſer Stätte um¬ gab, und außer den Gedanken, welche jene gebildeten Geſtalten erregten, außer den Empfindungen, welche ſie einflößten, ſchien noch etwas anders gegenwärtig zu ſeyn, wo¬ von der ganze Menſch ſich angegriffen fühlte. Auch Wilhelm bemerkte es, ohne ſich davon Rechenſchaft geben zu können. Was iſt das? rief er aus, das, unabhängig von aller Bedeutung, frey von allem Mitgefühl, das uns menſchliche Begebenheiten und Schick¬ ſale einflößen, ſo ſtark und zugleich ſo an¬ muthig auf mich zu wirken vermag? Es ſpricht aus dem Ganzen, es ſpricht aus je¬ dem Theile mich an, ohne daß ich jenes be¬ greifen, ohne daß ich dieſe mir beſonders zueignen könnte! Welchen Zauber ahnd’ ich in dieſen Flächen, dieſen Linien, dieſen Hö¬ hen und Breiten, dieſen Maſſen und Far¬
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Es war eine Welt, es war ein Himmel,
der den Beſchauenden an dieſer Stätte um¬
gab, und außer den Gedanken, welche jene
gebildeten Geſtalten erregten, außer den
Empfindungen, welche ſie einflößten, ſchien
noch etwas anders gegenwärtig zu ſeyn, wo¬
von der ganze Menſch ſich angegriffen fühlte.
Auch Wilhelm bemerkte es, ohne ſich davon
Rechenſchaft geben zu können. Was iſt
das? rief er aus, das, unabhängig von aller
Bedeutung, frey von allem Mitgefühl, das
uns menſchliche Begebenheiten und Schick¬
ſale einflößen, ſo ſtark und zugleich ſo an¬
muthig auf mich zu wirken vermag? Es
ſpricht aus dem Ganzen, es ſpricht aus je¬
dem Theile mich an, ohne daß ich jenes be¬
greifen, ohne daß ich dieſe mir beſonders
zueignen könnte! Welchen Zauber ahnd’ ich
in dieſen Flächen, dieſen Linien, dieſen Hö¬
hen und Breiten, dieſen Maſſen und Far¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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