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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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fühlte sich so stolz auf seine Vaterschaft, er
freute sich so sehr auf einen Knaben, daß er
alles einging, was sie von ihm verlangte,
und daß er versprach lieber einige Zeit zu
verreisen, als seine Geliebte zu ängstigen,
und ihr durch diese Gemüthsbewegungen zu
schaden. Mit diesen Gesinnungen schlich er
Morgens früh von mir weg, und Sie, mein
Herr, wenn Sie Schildwache gestanden ha¬
ben, so hätte es zu ihrer Glückseeligkeit
nichts weiter bedurft, als in den Busen ih¬
res Nebenbuhlers zu sehen, den Sie so be¬
günstigt, so glücklich hielten, und dessen Er¬
scheinung Sie zur Verzweiflung brachte.

Redest Du wahr? sagte Wilhelm.

So wahr, sagte die Alte, als ich noch
hoffe Sie zur Verzweiflung zu bringen.

Ja gewis Sie würden verzweifeln, wenn
ich Ihnen das Bild unsers nächsten Morgens
recht lebhaft darstellen könnte. Wie heiter

fühlte ſich ſo ſtolz auf ſeine Vaterſchaft, er
freute ſich ſo ſehr auf einen Knaben, daß er
alles einging, was ſie von ihm verlangte,
und daß er verſprach lieber einige Zeit zu
verreiſen, als ſeine Geliebte zu ängſtigen,
und ihr durch dieſe Gemüthsbewegungen zu
ſchaden. Mit dieſen Geſinnungen ſchlich er
Morgens früh von mir weg, und Sie, mein
Herr, wenn Sie Schildwache geſtanden ha¬
ben, ſo hätte es zu ihrer Glückſeeligkeit
nichts weiter bedurft, als in den Buſen ih¬
res Nebenbuhlers zu ſehen, den Sie ſo be¬
günſtigt, ſo glücklich hielten, und deſſen Er¬
ſcheinung Sie zur Verzweiflung brachte.

Redeſt Du wahr? ſagte Wilhelm.

So wahr, ſagte die Alte, als ich noch
hoffe Sie zur Verzweiflung zu bringen.

Ja gewis Sie würden verzweifeln, wenn
ich Ihnen das Bild unſers nächſten Morgens
recht lebhaft darſtellen könnte. Wie heiter

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[162/0166] fühlte ſich ſo ſtolz auf ſeine Vaterſchaft, er freute ſich ſo ſehr auf einen Knaben, daß er alles einging, was ſie von ihm verlangte, und daß er verſprach lieber einige Zeit zu verreiſen, als ſeine Geliebte zu ängſtigen, und ihr durch dieſe Gemüthsbewegungen zu ſchaden. Mit dieſen Geſinnungen ſchlich er Morgens früh von mir weg, und Sie, mein Herr, wenn Sie Schildwache geſtanden ha¬ ben, ſo hätte es zu ihrer Glückſeeligkeit nichts weiter bedurft, als in den Buſen ih¬ res Nebenbuhlers zu ſehen, den Sie ſo be¬ günſtigt, ſo glücklich hielten, und deſſen Er¬ ſcheinung Sie zur Verzweiflung brachte. Redeſt Du wahr? ſagte Wilhelm. So wahr, ſagte die Alte, als ich noch hoffe Sie zur Verzweiflung zu bringen. Ja gewis Sie würden verzweifeln, wenn ich Ihnen das Bild unſers nächſten Morgens recht lebhaft darſtellen könnte. Wie heiter

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/166>, abgerufen am 23.11.2024.