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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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lumination bald Sukkurs zu hoffen ist. Ich
habe ihm schon seit einigen Tagen etwas zu
eröffnen, das seinen Vetter betrift, und das
ich noch immer aus Ursachen aufgeschoben
habe. Es wird ihm auch das eine Distrak¬
tion geben, und zwar nicht die angenehmste.

Einige Geschäfte hinderten den Grafen,
zu Anfange der Probe zu seyn, dann unter¬
hielt ihn die Baronesse. Jarnos Hülfe war
gar nicht nöthig. Denn indem der Graf ge¬
nug zurecht zu weisen, zu verbessern und an¬
zuordnen hatte, vergas er sich ganz und gar
darüber, und da Frau Melina zuletzt nach
seinem Sinne sprach, und die Illumination
gut ausfiel, bezeigte er sich vollkommen zu¬
frieden. Erst als alles vorbey war, und
man zum Spiele ging, schien ihm der Unter¬
schied aufzufallen, und er fing an nachzuden¬
ken, ob denn das Stück auch wirklich von
seiner Erfindung sey? Auf einen Wink fiel

lumination bald Sukkurs zu hoffen iſt. Ich
habe ihm ſchon ſeit einigen Tagen etwas zu
eröffnen, das ſeinen Vetter betrift, und das
ich noch immer aus Urſachen aufgeſchoben
habe. Es wird ihm auch das eine Distrak¬
tion geben, und zwar nicht die angenehmſte.

Einige Geſchäfte hinderten den Grafen,
zu Anfange der Probe zu ſeyn, dann unter¬
hielt ihn die Baroneſſe. Jarnos Hülfe war
gar nicht nöthig. Denn indem der Graf ge¬
nug zurecht zu weiſen, zu verbeſſern und an¬
zuordnen hatte, vergas er ſich ganz und gar
darüber, und da Frau Melina zuletzt nach
ſeinem Sinne ſprach, und die Illumination
gut ausfiel, bezeigte er ſich vollkommen zu¬
frieden. Erſt als alles vorbey war, und
man zum Spiele ging, ſchien ihm der Unter¬
ſchied aufzufallen, und er fing an nachzuden¬
ken, ob denn das Stück auch wirklich von
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[85/0093] lumination bald Sukkurs zu hoffen iſt. Ich habe ihm ſchon ſeit einigen Tagen etwas zu eröffnen, das ſeinen Vetter betrift, und das ich noch immer aus Urſachen aufgeſchoben habe. Es wird ihm auch das eine Distrak¬ tion geben, und zwar nicht die angenehmſte. Einige Geſchäfte hinderten den Grafen, zu Anfange der Probe zu ſeyn, dann unter¬ hielt ihn die Baroneſſe. Jarnos Hülfe war gar nicht nöthig. Denn indem der Graf ge¬ nug zurecht zu weiſen, zu verbeſſern und an¬ zuordnen hatte, vergas er ſich ganz und gar darüber, und da Frau Melina zuletzt nach ſeinem Sinne ſprach, und die Illumination gut ausfiel, bezeigte er ſich vollkommen zu¬ frieden. Erſt als alles vorbey war, und man zum Spiele ging, ſchien ihm der Unter¬ ſchied aufzufallen, und er fing an nachzuden¬ ken, ob denn das Stück auch wirklich von ſeiner Erfindung ſey? Auf einen Wink fiel

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/93>, abgerufen am 02.05.2024.