man ihn auch nur für das was er war, an¬ statt daß er auf dem andern Wege durch Hülfe des Selbstbetrugs oft im Hause zur Herrschaft gelangt, und die Vernunft zur heimlichen Knechtschaft zwingt, die sich ein¬ bildet, ihn lange verjagt zu haben. Die Narrenmaske ging in der Gesellschaft herum, und jedem war erlaubt, sie, an seinem Tage, mit eigenen oder fremden Attributen, charak¬ teristisch auszuzieren. In der Karnavalszeit nahm man sich die größte Freyheit, und wetteiferte mit der Bemühung der Geistli¬ chen, das Volk zu unterhalten und anzuzie¬ hen. Die feyerlichen allegorischen Aufzüge von Tugenden und Lastern, Künsten und Wissenschaften, Welttheilen und Jahrszeiten versinnlichten dem Volke eine Menge Be¬ griffe, und gaben ihm Ideen entfernter Ge¬ genstände, und so waren diese Scherze nicht ohne Nutzen, da von einer andern Seite die
man ihn auch nur für das was er war, an¬ ſtatt daß er auf dem andern Wege durch Hülfe des Selbſtbetrugs oft im Hauſe zur Herrſchaft gelangt, und die Vernunft zur heimlichen Knechtſchaft zwingt, die ſich ein¬ bildet, ihn lange verjagt zu haben. Die Narrenmaſke ging in der Geſellſchaft herum, und jedem war erlaubt, ſie, an ſeinem Tage, mit eigenen oder fremden Attributen, charak¬ teriſtiſch auszuzieren. In der Karnavalszeit nahm man ſich die größte Freyheit, und wetteiferte mit der Bemühung der Geiſtli¬ chen, das Volk zu unterhalten und anzuzie¬ hen. Die feyerlichen allegoriſchen Aufzüge von Tugenden und Laſtern, Künſten und Wiſſenſchaften, Welttheilen und Jahrszeiten verſinnlichten dem Volke eine Menge Be¬ griffe, und gaben ihm Ideen entfernter Ge¬ genſtände, und ſo waren dieſe Scherze nicht ohne Nutzen, da von einer andern Seite die
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man ihn auch nur für das was er war, an¬
ſtatt daß er auf dem andern Wege durch
Hülfe des Selbſtbetrugs oft im Hauſe zur
Herrſchaft gelangt, und die Vernunft zur
heimlichen Knechtſchaft zwingt, die ſich ein¬
bildet, ihn lange verjagt zu haben. Die
Narrenmaſke ging in der Geſellſchaft herum,
und jedem war erlaubt, ſie, an ſeinem Tage,
mit eigenen oder fremden Attributen, charak¬
teriſtiſch auszuzieren. In der Karnavalszeit
nahm man ſich die größte Freyheit, und
wetteiferte mit der Bemühung der Geiſtli¬
chen, das Volk zu unterhalten und anzuzie¬
hen. Die feyerlichen allegoriſchen Aufzüge
von Tugenden und Laſtern, Künſten und
Wiſſenſchaften, Welttheilen und Jahrszeiten
verſinnlichten dem Volke eine Menge Be¬
griffe, und gaben ihm Ideen entfernter Ge¬
genſtände, und ſo waren dieſe Scherze nicht
ohne Nutzen, da von einer andern Seite die
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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