Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.Ich war indessen in einen handwerks¬ Sie schwieg eine Zeitlang stille, dann fuhr Das Kind war während Aureliens Er¬ W. Meisters Lehrj. 2. X
Ich war indeſſen in einen handwerks¬ Sie ſchwieg eine Zeitlang ſtille, dann fuhr Das Kind war während Aureliens Er¬ W. Meiſters Lehrj. 2. X
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0330" n="321"/> <p>Ich war indeſſen in einen handwerks¬<lb/> mäßigen Schlendrian gefallen. Ich zog mei¬<lb/> ne Tage ohne Freude und Antheil hin, mei¬<lb/> ne Ehe war kinderlos und dauerte nur kurze<lb/> Zeit. Mein Mann ward krank, ſeine Kräfte<lb/> nahmen ſichtbar ab, die Sorge für ihn un¬<lb/> terbrach meine allgemeine Gleichgültigkeit.<lb/> In dieſen Tagen machte ich eine Bekannt¬<lb/> ſchaft, mit der ein neues Leben für mich an¬<lb/> fing, ein neues und ſchnelleres, denn es wird<lb/> bald zu Ende ſeyn.</p><lb/> <p>Sie ſchwieg eine Zeitlang ſtille, dann fuhr<lb/> ſie fort: auf einmal ſtockt meine geſchwätzige<lb/> Laune, und ich getraue mir den Mund nicht<lb/> weiter aufzuthun. Laſſen Sie mich ein we¬<lb/> nig ausruhen; Sie ſollen nicht weggehen,<lb/> ohne ausführlich all mein Unglück zu wiſſen.<lb/> Rufen Sie doch indeſſen Mignon herein,<lb/> und hören was ſie will.</p><lb/> <p>Das Kind war während Aureliens Er¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">W. Meiſters Lehrj. 2. X<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [321/0330]
Ich war indeſſen in einen handwerks¬
mäßigen Schlendrian gefallen. Ich zog mei¬
ne Tage ohne Freude und Antheil hin, mei¬
ne Ehe war kinderlos und dauerte nur kurze
Zeit. Mein Mann ward krank, ſeine Kräfte
nahmen ſichtbar ab, die Sorge für ihn un¬
terbrach meine allgemeine Gleichgültigkeit.
In dieſen Tagen machte ich eine Bekannt¬
ſchaft, mit der ein neues Leben für mich an¬
fing, ein neues und ſchnelleres, denn es wird
bald zu Ende ſeyn.
Sie ſchwieg eine Zeitlang ſtille, dann fuhr
ſie fort: auf einmal ſtockt meine geſchwätzige
Laune, und ich getraue mir den Mund nicht
weiter aufzuthun. Laſſen Sie mich ein we¬
nig ausruhen; Sie ſollen nicht weggehen,
ohne ausführlich all mein Unglück zu wiſſen.
Rufen Sie doch indeſſen Mignon herein,
und hören was ſie will.
Das Kind war während Aureliens Er¬
W. Meiſters Lehrj. 2. X
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/330>, abgerufen am 22.07.2024. |