Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Er kehrte sich darauf bald zu der Gesell¬
schaft, und sagte: ich kann mich gegenwärtig
nicht aufhalten, aber ich will einen Freund
zu euch schicken, und wenn ihr billige Bedin¬
gungen macht, und euch recht viel Mühe
geben wollt, so bin ich nicht abgeneigt, euch
auf dem Schlosse spielen zu lassen.

Alle bezeigten ihre große Freude darüber,
und besonders küßte Philine mit der größten
Lebhaftigkeit der Gräfin die Hände.

Sieht Sie Kleine, sagte die Dame, in¬
dem sie dem leichtfertigen Mädchen die Bak¬
ken klopfte: sieht Sie, mein Kind: da kommt
Sie wieder zu mir, ich will schon mein Ver¬
sprechen halten, Sie muß sich nur besser an¬
ziehen. Philine entschuldigte sich, daß sie
wenig auf ihre Garderobe zu verwenden
habe, und sogleich befahl die Gräfin ihren
Kammerfrauen, einen englischen Hut und ein
seidnes Halstuch, die leicht auszupacken wa¬

Er kehrte ſich darauf bald zu der Geſell¬
ſchaft, und ſagte: ich kann mich gegenwärtig
nicht aufhalten, aber ich will einen Freund
zu euch ſchicken, und wenn ihr billige Bedin¬
gungen macht, und euch recht viel Mühe
geben wollt, ſo bin ich nicht abgeneigt, euch
auf dem Schloſſe ſpielen zu laſſen.

Alle bezeigten ihre große Freude darüber,
und beſonders küßte Philine mit der größten
Lebhaftigkeit der Gräfin die Hände.

Sieht Sie Kleine, ſagte die Dame, in¬
dem ſie dem leichtfertigen Mädchen die Bak¬
ken klopfte: ſieht Sie, mein Kind: da kommt
Sie wieder zu mir, ich will ſchon mein Ver¬
ſprechen halten, Sie muß ſich nur beſſer an¬
ziehen. Philine entſchuldigte ſich, daß ſie
wenig auf ihre Garderobe zu verwenden
habe, und ſogleich befahl die Gräfin ihren
Kammerfrauen, einen engliſchen Hut und ein
ſeidnes Halstuch, die leicht auszupacken wa¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0031" n="23"/>
            <p>Er kehrte &#x017F;ich darauf bald zu der Ge&#x017F;ell¬<lb/>
&#x017F;chaft, und &#x017F;agte: ich kann mich gegenwärtig<lb/>
nicht aufhalten, aber ich will einen Freund<lb/>
zu euch &#x017F;chicken, und wenn ihr billige Bedin¬<lb/>
gungen macht, und euch recht viel Mühe<lb/>
geben wollt, &#x017F;o bin ich nicht abgeneigt, euch<lb/>
auf dem Schlo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;pielen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Alle bezeigten ihre große Freude darüber,<lb/>
und be&#x017F;onders küßte Philine mit der größten<lb/>
Lebhaftigkeit der Gräfin die Hände.</p><lb/>
            <p>Sieht Sie Kleine, &#x017F;agte die Dame, in¬<lb/>
dem &#x017F;ie dem leichtfertigen Mädchen die Bak¬<lb/>
ken klopfte: &#x017F;ieht Sie, mein Kind: da kommt<lb/>
Sie wieder zu mir, ich will &#x017F;chon mein Ver¬<lb/>
&#x017F;prechen halten, Sie muß &#x017F;ich nur be&#x017F;&#x017F;er an¬<lb/>
ziehen. Philine ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich, daß &#x017F;ie<lb/>
wenig auf ihre Garderobe zu verwenden<lb/>
habe, und &#x017F;ogleich befahl die Gräfin ihren<lb/>
Kammerfrauen, einen engli&#x017F;chen Hut und ein<lb/>
&#x017F;eidnes Halstuch, die leicht auszupacken wa¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0031] Er kehrte ſich darauf bald zu der Geſell¬ ſchaft, und ſagte: ich kann mich gegenwärtig nicht aufhalten, aber ich will einen Freund zu euch ſchicken, und wenn ihr billige Bedin¬ gungen macht, und euch recht viel Mühe geben wollt, ſo bin ich nicht abgeneigt, euch auf dem Schloſſe ſpielen zu laſſen. Alle bezeigten ihre große Freude darüber, und beſonders küßte Philine mit der größten Lebhaftigkeit der Gräfin die Hände. Sieht Sie Kleine, ſagte die Dame, in¬ dem ſie dem leichtfertigen Mädchen die Bak¬ ken klopfte: ſieht Sie, mein Kind: da kommt Sie wieder zu mir, ich will ſchon mein Ver¬ ſprechen halten, Sie muß ſich nur beſſer an¬ ziehen. Philine entſchuldigte ſich, daß ſie wenig auf ihre Garderobe zu verwenden habe, und ſogleich befahl die Gräfin ihren Kammerfrauen, einen engliſchen Hut und ein ſeidnes Halstuch, die leicht auszupacken wa¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/31
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/31>, abgerufen am 21.11.2024.