Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

und freute sich, daß sie schon so hübsch zu¬
recht gemacht sey. Das Instrument war ein
Inventarienstück der alten Garderobe, Mig¬
non hatte sich's diesen Morgen ausgebeten,
der Harfenspieler bezog es sogleich, und das
Kind entwickelte bey dieser Gelegenheit ein
Talent, das man an ihm bisher noch nicht
kannte.

Melina hatte schon die Garderobe mit
allem Zugehör übernommen; einige Glieder
des Stadtraths versprachen ihm gleich die
Erlaubniß, einige Zeit im Orte zu spielen.
Mit frohem Herzen und erheitertem Gesicht
kam er nunmehr wieder zurück. Er schien
ein ganz anderer Mensch zu seyn. Denn er
war sanft, höflich gegen jedermann, ja zu¬
vorkommend und einnehmend. Er wünschte
sich Glück, daß er nunmehr seine Freunde,
die bisher verlegen und müßig gewesen,
werde beschäftigen und auf eine Zeitlang

und freute ſich, daß ſie ſchon ſo hübſch zu¬
recht gemacht ſey. Das Inſtrument war ein
Inventarienſtück der alten Garderobe, Mig¬
non hatte ſich’s dieſen Morgen ausgebeten,
der Harfenſpieler bezog es ſogleich, und das
Kind entwickelte bey dieſer Gelegenheit ein
Talent, das man an ihm bisher noch nicht
kannte.

Melina hatte ſchon die Garderobe mit
allem Zugehör übernommen; einige Glieder
des Stadtraths verſprachen ihm gleich die
Erlaubniß, einige Zeit im Orte zu ſpielen.
Mit frohem Herzen und erheitertem Geſicht
kam er nunmehr wieder zurück. Er ſchien
ein ganz anderer Menſch zu ſeyn. Denn er
war ſanft, höflich gegen jedermann, ja zu¬
vorkommend und einnehmend. Er wünſchte
ſich Glück, daß er nunmehr ſeine Freunde,
die bisher verlegen und müßig geweſen,
werde beſchäftigen und auf eine Zeitlang

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0019" n="11"/>
und freute &#x017F;ich, daß &#x017F;ie &#x017F;chon &#x017F;o hüb&#x017F;ch zu¬<lb/>
recht gemacht &#x017F;ey. Das In&#x017F;trument war ein<lb/>
Inventarien&#x017F;tück der alten Garderobe, Mig¬<lb/>
non hatte &#x017F;ich&#x2019;s die&#x017F;en Morgen ausgebeten,<lb/>
der Harfen&#x017F;pieler bezog es &#x017F;ogleich, und das<lb/>
Kind entwickelte bey die&#x017F;er Gelegenheit ein<lb/>
Talent, das man an ihm bisher noch nicht<lb/>
kannte.</p><lb/>
            <p>Melina hatte &#x017F;chon die Garderobe mit<lb/>
allem Zugehör übernommen; einige Glieder<lb/>
des Stadtraths ver&#x017F;prachen ihm gleich die<lb/>
Erlaubniß, einige Zeit im Orte zu &#x017F;pielen.<lb/>
Mit frohem Herzen und erheitertem Ge&#x017F;icht<lb/>
kam er nunmehr wieder zurück. Er &#x017F;chien<lb/>
ein ganz anderer Men&#x017F;ch zu &#x017F;eyn. Denn er<lb/>
war &#x017F;anft, höflich gegen jedermann, ja zu¬<lb/>
vorkommend und einnehmend. Er wün&#x017F;chte<lb/>
&#x017F;ich Glück, daß er nunmehr &#x017F;eine Freunde,<lb/>
die bisher verlegen und müßig gewe&#x017F;en,<lb/>
werde be&#x017F;chäftigen und auf eine Zeitlang<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0019] und freute ſich, daß ſie ſchon ſo hübſch zu¬ recht gemacht ſey. Das Inſtrument war ein Inventarienſtück der alten Garderobe, Mig¬ non hatte ſich’s dieſen Morgen ausgebeten, der Harfenſpieler bezog es ſogleich, und das Kind entwickelte bey dieſer Gelegenheit ein Talent, das man an ihm bisher noch nicht kannte. Melina hatte ſchon die Garderobe mit allem Zugehör übernommen; einige Glieder des Stadtraths verſprachen ihm gleich die Erlaubniß, einige Zeit im Orte zu ſpielen. Mit frohem Herzen und erheitertem Geſicht kam er nunmehr wieder zurück. Er ſchien ein ganz anderer Menſch zu ſeyn. Denn er war ſanft, höflich gegen jedermann, ja zu¬ vorkommend und einnehmend. Er wünſchte ſich Glück, daß er nunmehr ſeine Freunde, die bisher verlegen und müßig geweſen, werde beſchäftigen und auf eine Zeitlang

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/19
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/19>, abgerufen am 20.04.2024.