Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Stallmeister kam und fragte: ob sie
mit Einpacken fertig seyen? Leider hatte
ausser Melina noch niemand daran gedacht.
Nun sollte man eilig aufbrechen. Der Graf
hatte versprochen, die ganze Gesellschaft einige
Tagereisen weit transportiren zu lassen, die
Pferde waren eben bereit, und konnten nicht
lange entbehrt werden. Wilhelm fragte nach
seinem Koffer; Madam Melina hatte sich
ihn zu Nutze gemacht; er verlangte nach sei¬
nem Gelde, Herr Melina hatte es ganz un¬
ten in den Koffer mit großer Sorgfalt ge¬
packt. Philine sagte: ich habe in dem mei¬
nigen noch Platz, nahm Wilhelms Kleider,
und befahl Mignon das Übrige nachzubrin¬
gen. Wilhelm mußte es nicht ohne Wider¬
willen geschehen lassen.

Indem man aufpackte, und alles zuberei¬
tete, sagte Melina: es ist mir verdrießlich,
daß wir wie Seiltänzer und Marktschreyer

Der Stallmeiſter kam und fragte: ob ſie
mit Einpacken fertig ſeyen? Leider hatte
auſſer Melina noch niemand daran gedacht.
Nun ſollte man eilig aufbrechen. Der Graf
hatte verſprochen, die ganze Geſellſchaft einige
Tagereiſen weit transportiren zu laſſen, die
Pferde waren eben bereit, und konnten nicht
lange entbehrt werden. Wilhelm fragte nach
ſeinem Koffer; Madam Melina hatte ſich
ihn zu Nutze gemacht; er verlangte nach ſei¬
nem Gelde, Herr Melina hatte es ganz un¬
ten in den Koffer mit großer Sorgfalt ge¬
packt. Philine ſagte: ich habe in dem mei¬
nigen noch Platz, nahm Wilhelms Kleider,
und befahl Mignon das Übrige nachzubrin¬
gen. Wilhelm mußte es nicht ohne Wider¬
willen geſchehen laſſen.

Indem man aufpackte, und alles zuberei¬
tete, ſagte Melina: es iſt mir verdrießlich,
daß wir wie Seiltänzer und Marktſchreyer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0182" n="174"/>
            <p>Der Stallmei&#x017F;ter kam und fragte: ob &#x017F;ie<lb/>
mit Einpacken fertig &#x017F;eyen? Leider hatte<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er Melina noch niemand daran gedacht.<lb/>
Nun &#x017F;ollte man eilig aufbrechen. Der Graf<lb/>
hatte ver&#x017F;prochen, die ganze Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft einige<lb/>
Tagerei&#x017F;en weit transportiren zu la&#x017F;&#x017F;en, die<lb/>
Pferde waren eben bereit, und konnten nicht<lb/>
lange entbehrt werden. Wilhelm fragte nach<lb/>
&#x017F;einem Koffer; Madam Melina hatte &#x017F;ich<lb/>
ihn zu Nutze gemacht; er verlangte nach &#x017F;ei¬<lb/>
nem Gelde, Herr Melina hatte es ganz un¬<lb/>
ten in den Koffer mit großer Sorgfalt ge¬<lb/>
packt. Philine &#x017F;agte: ich habe in dem mei¬<lb/>
nigen noch Platz, nahm Wilhelms Kleider,<lb/>
und befahl Mignon das Übrige nachzubrin¬<lb/>
gen. Wilhelm mußte es nicht ohne Wider¬<lb/>
willen ge&#x017F;chehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Indem man aufpackte, und alles zuberei¬<lb/>
tete, &#x017F;agte Melina: es i&#x017F;t mir verdrießlich,<lb/>
daß wir wie Seiltänzer und Markt&#x017F;chreyer<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0182] Der Stallmeiſter kam und fragte: ob ſie mit Einpacken fertig ſeyen? Leider hatte auſſer Melina noch niemand daran gedacht. Nun ſollte man eilig aufbrechen. Der Graf hatte verſprochen, die ganze Geſellſchaft einige Tagereiſen weit transportiren zu laſſen, die Pferde waren eben bereit, und konnten nicht lange entbehrt werden. Wilhelm fragte nach ſeinem Koffer; Madam Melina hatte ſich ihn zu Nutze gemacht; er verlangte nach ſei¬ nem Gelde, Herr Melina hatte es ganz un¬ ten in den Koffer mit großer Sorgfalt ge¬ packt. Philine ſagte: ich habe in dem mei¬ nigen noch Platz, nahm Wilhelms Kleider, und befahl Mignon das Übrige nachzubrin¬ gen. Wilhelm mußte es nicht ohne Wider¬ willen geſchehen laſſen. Indem man aufpackte, und alles zuberei¬ tete, ſagte Melina: es iſt mir verdrießlich, daß wir wie Seiltänzer und Marktſchreyer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/182
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/182>, abgerufen am 24.11.2024.