würdig schienen: ja es kam wohl manches vor, das ihm durchaus mißfiel. So hatte er zum Beyspiel starken Verdacht, das Ge¬ dicht auf den Baron, welches der arme Pe¬ dant so theuer hatte bezahlen müssen, sey Jarnos Arbeit. Da nun dieser in Wilhelms Gegenwart über den Vorfall gescherzt hatte, glaubte unser Freund hierin das Zeichen ei¬ nes höchst verdorbenen Herzens zu erkennen; denn was konnte boshafter seyn, als einen Unschuldigen, dessen Leiden man verursacht, zu verspotten, und weder an Genugthuung noch Entschädigung zu denken. Gern hätte Wilhelm sie selbst veranlaßt, denn er war durch einen sehr sonderbaren Zufall den Thä¬ tern jener nächtlichen Mißhandlung auf die Spur gekommen.
Man hatte ihm bisher immer zu verber¬ gen gewußt, daß einige junge Officiere, im unteren Saale des alten Schlosses, mit einem
würdig ſchienen: ja es kam wohl manches vor, das ihm durchaus mißfiel. So hatte er zum Beyſpiel ſtarken Verdacht, das Ge¬ dicht auf den Baron, welches der arme Pe¬ dant ſo theuer hatte bezahlen müſſen, ſey Jarnos Arbeit. Da nun dieſer in Wilhelms Gegenwart über den Vorfall geſcherzt hatte, glaubte unſer Freund hierin das Zeichen ei¬ nes höchſt verdorbenen Herzens zu erkennen; denn was konnte boshafter ſeyn, als einen Unſchuldigen, deſſen Leiden man verurſacht, zu verſpotten, und weder an Genugthuung noch Entſchädigung zu denken. Gern hätte Wilhelm ſie ſelbſt veranlaßt, denn er war durch einen ſehr ſonderbaren Zufall den Thä¬ tern jener nächtlichen Mißhandlung auf die Spur gekommen.
Man hatte ihm bisher immer zu verber¬ gen gewußt, daß einige junge Officiere, im unteren Saale des alten Schloſſes, mit einem
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würdig ſchienen: ja es kam wohl manches
vor, das ihm durchaus mißfiel. So hatte
er zum Beyſpiel ſtarken Verdacht, das Ge¬
dicht auf den Baron, welches der arme Pe¬
dant ſo theuer hatte bezahlen müſſen, ſey
Jarnos Arbeit. Da nun dieſer in Wilhelms
Gegenwart über den Vorfall geſcherzt hatte,
glaubte unſer Freund hierin das Zeichen ei¬
nes höchſt verdorbenen Herzens zu erkennen;
denn was konnte boshafter ſeyn, als einen
Unſchuldigen, deſſen Leiden man verurſacht,
zu verſpotten, und weder an Genugthuung
noch Entſchädigung zu denken. Gern hätte
Wilhelm ſie ſelbſt veranlaßt, denn er war
durch einen ſehr ſonderbaren Zufall den Thä¬
tern jener nächtlichen Mißhandlung auf die
Spur gekommen.
Man hatte ihm bisher immer zu verber¬
gen gewußt, daß einige junge Officiere, im
unteren Saale des alten Schloſſes, mit einem
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/148>, abgerufen am 22.11.2024.
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