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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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vorbey geht, einen starken Gewinn: sollen
wir nicht mit Freuden die Gelegenheit er¬
greifen, und durch unsere Thätigkeit auch
Zoll von jenen Artikeln nehmen, die theils
das Bedürfniß, theils der Übermuth den
Menschen unentbehrlich gemacht hat? Und
ich kann dir versichern, wenn du nur deine
dichterische Einbildungskraft anwenden woll¬
test, so könntest du meine Göttin als eine
unüberwindliche Siegerin der deinigen kühn
entgegenstellen. Sie führt freylich lieber den
Ölzweig als das Schwert; Dolch und Ket¬
ten kennt sie gar nicht: aber Kronen theilet
sie auch ihren Lieblingen aus, die, es sey
ohne Verachtung jener gesagt, von ächtem
aus der Quelle geschöpftem Golde und von
Perlen glänzen, die sie aus der Tiefe des
Meeres durch ihre immer geschäftigen Die¬
ner geholt hat.

Wilhelmen verdroß dieser Ausfall ein we¬

vorbey geht, einen ſtarken Gewinn: ſollen
wir nicht mit Freuden die Gelegenheit er¬
greifen, und durch unſere Thätigkeit auch
Zoll von jenen Artikeln nehmen, die theils
das Bedürfniß, theils der Übermuth den
Menſchen unentbehrlich gemacht hat? Und
ich kann dir verſichern, wenn du nur deine
dichteriſche Einbildungskraft anwenden woll¬
teſt, ſo könnteſt du meine Göttin als eine
unüberwindliche Siegerin der deinigen kühn
entgegenſtellen. Sie führt freylich lieber den
Ölzweig als das Schwert; Dolch und Ket¬
ten kennt ſie gar nicht: aber Kronen theilet
ſie auch ihren Lieblingen aus, die, es ſey
ohne Verachtung jener geſagt, von ächtem
aus der Quelle geſchöpftem Golde und von
Perlen glänzen, die ſie aus der Tiefe des
Meeres durch ihre immer geſchäftigen Die¬
ner geholt hat.

Wilhelmen verdroß dieſer Ausfall ein we¬

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[87/0095] vorbey geht, einen ſtarken Gewinn: ſollen wir nicht mit Freuden die Gelegenheit er¬ greifen, und durch unſere Thätigkeit auch Zoll von jenen Artikeln nehmen, die theils das Bedürfniß, theils der Übermuth den Menſchen unentbehrlich gemacht hat? Und ich kann dir verſichern, wenn du nur deine dichteriſche Einbildungskraft anwenden woll¬ teſt, ſo könnteſt du meine Göttin als eine unüberwindliche Siegerin der deinigen kühn entgegenſtellen. Sie führt freylich lieber den Ölzweig als das Schwert; Dolch und Ket¬ ten kennt ſie gar nicht: aber Kronen theilet ſie auch ihren Lieblingen aus, die, es ſey ohne Verachtung jener geſagt, von ächtem aus der Quelle geſchöpftem Golde und von Perlen glänzen, die ſie aus der Tiefe des Meeres durch ihre immer geſchäftigen Die¬ ner geholt hat. Wilhelmen verdroß dieſer Ausfall ein we¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/95>, abgerufen am 27.11.2024.