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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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mann zu hören, und wir haben allenfalls
Sänger unter uns, die gern etwas verdien¬
ten. Er begleitete diese Worte mit einem
tückischen Seitenblicke, den er auf Philinen
warf. Sie verstand ihn, und war gleich be¬
reit, zu seinem Verdruß, den angemeldeten
Sänger zu beschützen. Sie wendete sich zu
Wilhelmen, und sagte, sollen wir den Mann
nicht hören, sollen wir nichts thun, um uns
aus der erbärmlichen Langenweile zu retten?

Melina wollte ihr antworten, und der
Streit wäre lebhafter geworden, wenn nicht
Wilhelm den im Augenblick hereintretenden
Mann begrüßt und ihn herbeygewinkt hätte.

Die Gestalt dieses seltsamen Gastes setzte
die ganze Gesellschaft in Erstaunen, und er
hatte schon von einem Stuhle Besitz genom¬
men, ehe jemand ihn zu fragen oder sonst
etwas vorzubringen das Herz hatte. Sein
kahler Scheitel war von wenig grauen Haa¬

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mann zu hören, und wir haben allenfalls
Sänger unter uns, die gern etwas verdien¬
ten. Er begleitete dieſe Worte mit einem
tückiſchen Seitenblicke, den er auf Philinen
warf. Sie verſtand ihn, und war gleich be¬
reit, zu ſeinem Verdruß, den angemeldeten
Sänger zu beſchützen. Sie wendete ſich zu
Wilhelmen, und ſagte, ſollen wir den Mann
nicht hören, ſollen wir nichts thun, um uns
aus der erbärmlichen Langenweile zu retten?

Melina wollte ihr antworten, und der
Streit wäre lebhafter geworden, wenn nicht
Wilhelm den im Augenblick hereintretenden
Mann begrüßt und ihn herbeygewinkt hätte.

Die Geſtalt dieſes ſeltſamen Gaſtes ſetzte
die ganze Geſellſchaft in Erſtaunen, und er
hatte ſchon von einem Stuhle Beſitz genom¬
men, ehe jemand ihn zu fragen oder ſonſt
etwas vorzubringen das Herz hatte. Sein
kahler Scheitel war von wenig grauen Haa¬

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[323/0331] mann zu hören, und wir haben allenfalls Sänger unter uns, die gern etwas verdien¬ ten. Er begleitete dieſe Worte mit einem tückiſchen Seitenblicke, den er auf Philinen warf. Sie verſtand ihn, und war gleich be¬ reit, zu ſeinem Verdruß, den angemeldeten Sänger zu beſchützen. Sie wendete ſich zu Wilhelmen, und ſagte, ſollen wir den Mann nicht hören, ſollen wir nichts thun, um uns aus der erbärmlichen Langenweile zu retten? Melina wollte ihr antworten, und der Streit wäre lebhafter geworden, wenn nicht Wilhelm den im Augenblick hereintretenden Mann begrüßt und ihn herbeygewinkt hätte. Die Geſtalt dieſes ſeltſamen Gaſtes ſetzte die ganze Geſellſchaft in Erſtaunen, und er hatte ſchon von einem Stuhle Beſitz genom¬ men, ehe jemand ihn zu fragen oder ſonſt etwas vorzubringen das Herz hatte. Sein kahler Scheitel war von wenig grauen Haa¬ X 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/331>, abgerufen am 25.11.2024.