liebten Gegenständen leben. Er, der vom Himmel innerlich auf das köstlichste begabt ist, der einen, sich immer selbst vermehrenden Schatz im Busen bewahrt, er muß auch von aussen ungestört mit seinen Schätzen in der stillen Glückseligkeit leben, die ein Reicher vergebens mit aufgehäuften Gütern um sich hervorzubringen sucht. Sieh die Menschen an, wie sie nach Glück und Vergnügen ren¬ nen! Ihre Wünsche, ihre Mühe, ihr Geld jagen rastlos, und wornach? Nach dem, was der Dichter von der Natur erhalten hat, nach dem Genuß der Welt, nach dem Mit¬ gefühl seiner selbst in andern, nach einem har¬ monischen Zusammenseyn mit vielen oft un¬ vereinbaren Dingen.
Was beunruhiget die Menschen, als daß sie ihre Begriffe nicht mit den Sachen ver¬ binden können, daß der Genuß sich ihnen unter den Händen wegstiehlt, daß das ge¬
liebten Gegenſtänden leben. Er, der vom Himmel innerlich auf das köſtlichſte begabt iſt, der einen, ſich immer ſelbſt vermehrenden Schatz im Buſen bewahrt, er muß auch von auſſen ungeſtört mit ſeinen Schätzen in der ſtillen Glückſeligkeit leben, die ein Reicher vergebens mit aufgehäuften Gütern um ſich hervorzubringen ſucht. Sieh die Menſchen an, wie ſie nach Glück und Vergnügen ren¬ nen! Ihre Wünſche, ihre Mühe, ihr Geld jagen raſtlos, und wornach? Nach dem, was der Dichter von der Natur erhalten hat, nach dem Genuß der Welt, nach dem Mit¬ gefühl ſeiner ſelbſt in andern, nach einem har¬ moniſchen Zuſammenſeyn mit vielen oft un¬ vereinbaren Dingen.
Was beunruhiget die Menſchen, als daß ſie ihre Begriffe nicht mit den Sachen ver¬ binden können, daß der Genuß ſich ihnen unter den Händen wegſtiehlt, daß das ge¬
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[202/0210]
liebten Gegenſtänden leben. Er, der vom
Himmel innerlich auf das köſtlichſte begabt
iſt, der einen, ſich immer ſelbſt vermehrenden
Schatz im Buſen bewahrt, er muß auch von
auſſen ungeſtört mit ſeinen Schätzen in der
ſtillen Glückſeligkeit leben, die ein Reicher
vergebens mit aufgehäuften Gütern um ſich
hervorzubringen ſucht. Sieh die Menſchen
an, wie ſie nach Glück und Vergnügen ren¬
nen! Ihre Wünſche, ihre Mühe, ihr Geld
jagen raſtlos, und wornach? Nach dem, was
der Dichter von der Natur erhalten hat,
nach dem Genuß der Welt, nach dem Mit¬
gefühl ſeiner ſelbſt in andern, nach einem har¬
moniſchen Zuſammenſeyn mit vielen oft un¬
vereinbaren Dingen.
Was beunruhiget die Menſchen, als daß
ſie ihre Begriffe nicht mit den Sachen ver¬
binden können, daß der Genuß ſich ihnen
unter den Händen wegſtiehlt, daß das ge¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/210>, abgerufen am 22.11.2024.
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