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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Zimmer herein ging. Sie eröffnete sich; al¬
lein nicht wie sonst zum hin und wiederlau¬
fen, der Eingang war durch eine unerwarte¬
te Festlichkeit ausgefüllt. Es baute sich ein
Portal in die Höhe, das von einem mysti¬
schen Vorhang verdeckt war. Erst standen
wir alle von ferne, und wie unsre Neugierde
größer ward, um zu sehen was wohl blin¬
kendes und rasselndes sich hinter der halb
durchsichtigen Hülle verbergen möchte, wieß
man jedem sein Stühlchen an und gebot uns
in Geduld zu warten.

So saß nun alles und war still; eine
Pfeife gab das Signal, der Vorhang rollte
in die Höhe, und zeigte eine hochroth gemahl¬
te Aussicht in den Tempel. Der Hoheprie¬
ster Samuel erschien mit Jonathan, und ihre
wechselnden wunderlichen Stimmen kamen
mir höchst ehrwürdig vor. Kurz darauf be¬
trat Saul die Scene, in großer Verlegenheit

Zimmer herein ging. Sie eröffnete ſich; al¬
lein nicht wie ſonſt zum hin und wiederlau¬
fen, der Eingang war durch eine unerwarte¬
te Feſtlichkeit ausgefüllt. Es baute ſich ein
Portal in die Höhe, das von einem myſti¬
ſchen Vorhang verdeckt war. Erſt ſtanden
wir alle von ferne, und wie unſre Neugierde
größer ward, um zu ſehen was wohl blin¬
kendes und raſſelndes ſich hinter der halb
durchſichtigen Hülle verbergen möchte, wieß
man jedem ſein Stühlchen an und gebot uns
in Geduld zu warten.

So ſaß nun alles und war ſtill; eine
Pfeife gab das Signal, der Vorhang rollte
in die Höhe, und zeigte eine hochroth gemahl¬
te Ausſicht in den Tempel. Der Hoheprie¬
ſter Samuel erſchien mit Jonathan, und ihre
wechſelnden wunderlichen Stimmen kamen
mir höchſt ehrwürdig vor. Kurz darauf be¬
trat Saul die Scene, in großer Verlegenheit

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[13/0021] Zimmer herein ging. Sie eröffnete ſich; al¬ lein nicht wie ſonſt zum hin und wiederlau¬ fen, der Eingang war durch eine unerwarte¬ te Feſtlichkeit ausgefüllt. Es baute ſich ein Portal in die Höhe, das von einem myſti¬ ſchen Vorhang verdeckt war. Erſt ſtanden wir alle von ferne, und wie unſre Neugierde größer ward, um zu ſehen was wohl blin¬ kendes und raſſelndes ſich hinter der halb durchſichtigen Hülle verbergen möchte, wieß man jedem ſein Stühlchen an und gebot uns in Geduld zu warten. So ſaß nun alles und war ſtill; eine Pfeife gab das Signal, der Vorhang rollte in die Höhe, und zeigte eine hochroth gemahl¬ te Ausſicht in den Tempel. Der Hoheprie¬ ſter Samuel erſchien mit Jonathan, und ihre wechſelnden wunderlichen Stimmen kamen mir höchſt ehrwürdig vor. Kurz darauf be¬ trat Saul die Scene, in großer Verlegenheit

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/21>, abgerufen am 24.11.2024.