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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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über die Impertinenz des schwerlöthigen
Kriegers, der ihn und die seinigen herausge¬
fordert hatte. Wie wohl ward es mir da¬
her als der zwerggestaltete Sohn Isai mit
Schäferstab, Hirtentasche und Schleuder her¬
vorhüpfte und sprach: Grosmächtigster Kö¬
nig und Herr Herr! es entfalle keinem der
Muth um deßwillen; wenn Ihro Majestät
mir erlauben wollen, so will ich hingehen
und mit dem gewaltigen Riesen in den Streit
treten. -- Der erste Akt war geendet und die
Zuschauer höchst begierig zu sehen was nun
weiter vorgehen sollte, jedes wünschte die
Musik möchte nur bald aufhören. Endlich
ging der Vorhang wieder in die Höhe. Da¬
vid weihte das Fleisch des Ungeheuers den
Vögeln unter dem Himmel und den Thieren
auf dem Felde, der Philister sprach Hohn,
stampfte viel mit beyden Füßen, fiel endlich
wie ein Klotz und gab der ganzen Sache

über die Impertinenz des ſchwerlöthigen
Kriegers, der ihn und die ſeinigen herausge¬
fordert hatte. Wie wohl ward es mir da¬
her als der zwerggeſtaltete Sohn Iſai mit
Schäferſtab, Hirtentaſche und Schleuder her¬
vorhüpfte und ſprach: Grosmächtigſter Kö¬
nig und Herr Herr! es entfalle keinem der
Muth um deßwillen; wenn Ihro Majeſtät
mir erlauben wollen, ſo will ich hingehen
und mit dem gewaltigen Rieſen in den Streit
treten. — Der erſte Akt war geendet und die
Zuſchauer höchſt begierig zu ſehen was nun
weiter vorgehen ſollte, jedes wünſchte die
Muſik möchte nur bald aufhören. Endlich
ging der Vorhang wieder in die Höhe. Da¬
vid weihte das Fleiſch des Ungeheuers den
Vögeln unter dem Himmel und den Thieren
auf dem Felde, der Philiſter ſprach Hohn,
ſtampfte viel mit beyden Füßen, fiel endlich
wie ein Klotz und gab der ganzen Sache

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[14/0022] über die Impertinenz des ſchwerlöthigen Kriegers, der ihn und die ſeinigen herausge¬ fordert hatte. Wie wohl ward es mir da¬ her als der zwerggeſtaltete Sohn Iſai mit Schäferſtab, Hirtentaſche und Schleuder her¬ vorhüpfte und ſprach: Grosmächtigſter Kö¬ nig und Herr Herr! es entfalle keinem der Muth um deßwillen; wenn Ihro Majeſtät mir erlauben wollen, ſo will ich hingehen und mit dem gewaltigen Rieſen in den Streit treten. — Der erſte Akt war geendet und die Zuſchauer höchſt begierig zu ſehen was nun weiter vorgehen ſollte, jedes wünſchte die Muſik möchte nur bald aufhören. Endlich ging der Vorhang wieder in die Höhe. Da¬ vid weihte das Fleiſch des Ungeheuers den Vögeln unter dem Himmel und den Thieren auf dem Felde, der Philiſter ſprach Hohn, ſtampfte viel mit beyden Füßen, fiel endlich wie ein Klotz und gab der ganzen Sache

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/22>, abgerufen am 21.11.2024.