stände sehen, die uns unterhalten, aufklären und erheben. --
Mach' es nur mäßig, sagte die Mutter: der Vater will auch Abends unterhalten seyn, und dann glaubt er, es zerstreue dich, und am Ende trag ich, wenn er verdrießlich wird, die Schuld. Wie oft mußte ich mir das verwünschte Puppenspiel vorwerfen lassen, das ich euch vor zwölf Jahren zum heiligen Christ gab, und das euch zuerst Geschmack am Schauspiele beybrachte!
Schelten Sie das Puppenspiel nicht, las¬ sen Sie sich Ihre Liebe und Vorsorge nicht gereuen. Es waren die ersten vergnügten Augenblicke, die ich in dem neuen leeren Hause genoß, ich sehe es diesen Augenblick noch vor mir, ich weiß, wie sonderbar es mir vorkam, als man uns, nach Empfang der gewöhnlichen Christgeschenke, vor einer Thüre niedersitzen hieß, die aus einem andern
ſtände ſehen, die uns unterhalten, aufklären und erheben. —
Mach' es nur mäßig, ſagte die Mutter: der Vater will auch Abends unterhalten ſeyn, und dann glaubt er, es zerſtreue dich, und am Ende trag ich, wenn er verdrießlich wird, die Schuld. Wie oft mußte ich mir das verwünſchte Puppenſpiel vorwerfen laſſen, das ich euch vor zwölf Jahren zum heiligen Chriſt gab, und das euch zuerſt Geſchmack am Schauſpiele beybrachte!
Schelten Sie das Puppenſpiel nicht, laſ¬ ſen Sie ſich Ihre Liebe und Vorſorge nicht gereuen. Es waren die erſten vergnügten Augenblicke, die ich in dem neuen leeren Hauſe genoß, ich ſehe es dieſen Augenblick noch vor mir, ich weiß, wie ſonderbar es mir vorkam, als man uns, nach Empfang der gewöhnlichen Chriſtgeſchenke, vor einer Thüre niederſitzen hieß, die aus einem andern
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0020"n="12"/>ſtände ſehen, die uns unterhalten, aufklären<lb/>
und erheben. —</p><lb/><p>Mach' es nur mäßig, ſagte die Mutter:<lb/>
der Vater will auch Abends unterhalten ſeyn,<lb/>
und dann glaubt er, es zerſtreue dich, und<lb/>
am Ende trag ich, wenn er verdrießlich wird,<lb/>
die Schuld. Wie oft mußte ich mir das<lb/>
verwünſchte Puppenſpiel vorwerfen laſſen,<lb/>
das ich euch vor zwölf Jahren zum heiligen<lb/>
Chriſt gab, und das euch zuerſt Geſchmack<lb/>
am Schauſpiele beybrachte!</p><lb/><p>Schelten Sie das Puppenſpiel nicht, laſ¬<lb/>ſen Sie ſich Ihre Liebe und Vorſorge nicht<lb/>
gereuen. Es waren die erſten vergnügten<lb/>
Augenblicke, die ich in dem neuen leeren<lb/>
Hauſe genoß, ich ſehe es dieſen Augenblick<lb/>
noch vor mir, ich weiß, wie ſonderbar es<lb/>
mir vorkam, als man uns, nach Empfang<lb/>
der gewöhnlichen Chriſtgeſchenke, vor einer<lb/>
Thüre niederſitzen hieß, die aus einem andern<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[12/0020]
ſtände ſehen, die uns unterhalten, aufklären
und erheben. —
Mach' es nur mäßig, ſagte die Mutter:
der Vater will auch Abends unterhalten ſeyn,
und dann glaubt er, es zerſtreue dich, und
am Ende trag ich, wenn er verdrießlich wird,
die Schuld. Wie oft mußte ich mir das
verwünſchte Puppenſpiel vorwerfen laſſen,
das ich euch vor zwölf Jahren zum heiligen
Chriſt gab, und das euch zuerſt Geſchmack
am Schauſpiele beybrachte!
Schelten Sie das Puppenſpiel nicht, laſ¬
ſen Sie ſich Ihre Liebe und Vorſorge nicht
gereuen. Es waren die erſten vergnügten
Augenblicke, die ich in dem neuen leeren
Hauſe genoß, ich ſehe es dieſen Augenblick
noch vor mir, ich weiß, wie ſonderbar es
mir vorkam, als man uns, nach Empfang
der gewöhnlichen Chriſtgeſchenke, vor einer
Thüre niederſitzen hieß, die aus einem andern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/20>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.