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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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als Werner hereintrat, sich über die lebhafte
Flamme verwunderte, und fragte, was hier
vorgehe?

Ich gebe einen Beweis, sagte Wilhelm,
daß es mir ernst sey, ein Handwerk aufzu¬
geben, wozu ich nicht geboren ward; und
mit diesen Worten warf er das zweyte Pa¬
quet in das Feuer. Werner wollte ihn ab¬
halten, allein es war geschehen.

Ich sehe nicht ein, wie du zu diesem Ex¬
trem kommst, sagte dieser. Warum sollen
denn nun diese Arbeiten, wenn sie nicht vor¬
trefflich sind, gar vernichtet werden?

Weil ein Gedicht entweder vortrefflich
seyn, oder gar nicht existiren soll. Weil
jeder, der keine Anlage hat, das Beste zu
leisten, sich der Kunst enthalten, und sich
vor jeder Verführung dazu ernstlich in Acht
nehmen sollte. Denn freylich regt sich in
jedem Menschen ein gewisses unbestimmtes

als Werner hereintrat, ſich über die lebhafte
Flamme verwunderte, und fragte, was hier
vorgehe?

Ich gebe einen Beweis, ſagte Wilhelm,
daß es mir ernſt ſey, ein Handwerk aufzu¬
geben, wozu ich nicht geboren ward; und
mit dieſen Worten warf er das zweyte Pa¬
quet in das Feuer. Werner wollte ihn ab¬
halten, allein es war geſchehen.

Ich ſehe nicht ein, wie du zu dieſem Ex¬
trem kommſt, ſagte dieſer. Warum ſollen
denn nun dieſe Arbeiten, wenn ſie nicht vor¬
trefflich ſind, gar vernichtet werden?

Weil ein Gedicht entweder vortrefflich
ſeyn, oder gar nicht exiſtiren ſoll. Weil
jeder, der keine Anlage hat, das Beſte zu
leiſten, ſich der Kunſt enthalten, und ſich
vor jeder Verführung dazu ernſtlich in Acht
nehmen ſollte. Denn freylich regt ſich in
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[199/0207] als Werner hereintrat, ſich über die lebhafte Flamme verwunderte, und fragte, was hier vorgehe? Ich gebe einen Beweis, ſagte Wilhelm, daß es mir ernſt ſey, ein Handwerk aufzu¬ geben, wozu ich nicht geboren ward; und mit dieſen Worten warf er das zweyte Pa¬ quet in das Feuer. Werner wollte ihn ab¬ halten, allein es war geſchehen. Ich ſehe nicht ein, wie du zu dieſem Ex¬ trem kommſt, ſagte dieſer. Warum ſollen denn nun dieſe Arbeiten, wenn ſie nicht vor¬ trefflich ſind, gar vernichtet werden? Weil ein Gedicht entweder vortrefflich ſeyn, oder gar nicht exiſtiren ſoll. Weil jeder, der keine Anlage hat, das Beſte zu leiſten, ſich der Kunſt enthalten, und ſich vor jeder Verführung dazu ernſtlich in Acht nehmen ſollte. Denn freylich regt ſich in jedem Menſchen ein gewiſſes unbeſtimmtes

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/207>, abgerufen am 09.11.2024.